Teamarbeit - der große Mythos

12.09.2002

„Der Futterneid überwiegt. Die Mitarbeiter behalten ihr Wissen für sich, sind unkollegial und aggressiv - außer zum Chef“, sagt Haupt. Viele hackten auf den Tasten herum und erzeugten laut vernehmliche Arbeitsgeräusche - ob etwas dabei herauskommt, stehe auf einem anderen Blatt.

Ungerechte Arbeitsverteilung

Ähnliche Erfahrungen machte auch Heinz Mandl, Lehrstuhlinhaber an der Ludwigs-Maximilians-Universität München: In einer Untersuchung zur Gruppenarbeit meinten nur etwa zehn Prozent der Versuchspersonen, dass die Arbeit gerecht verteilt wäre. „Der Hauptwiderstand resultiert aus der egoistischen, aber natürlichen Frage, was es der Person bringt, in einer Gruppe zu arbeiten, welchen Gewinn sie davon hat und ob das Wissen, das sie abgibt, von anderen zu deren Karriereaufstieg benutzt wird“, erklärt der Professor.

Auf einen anderen wichtigen Aspekt weist Bernhard Hirth, Chef der Projekt Team Hirth GmbH hin. Sein Beratungsunternehmen umfasst etwa 50 Mitarbeiter und hilft Firmen beim IT-Projekt-Management. In lediglich 30 bis 50 Prozent der Projekte, die Hirth kennt, werden die Mitarbeiter der Unternehmen vorab ausreichend vorbereitet, um im Team arbeiten und bestehen zu können. Mit zu hohen Trainingskosten habe diese Nachlässigkeit nichts zu tun: „Reibereien, Probleme, Leerlauf, und Zeitverzug - das Geld, was durch diese Missstände aufgewendet werden muss, würde für mehrere Trainings reichen.“ Dennoch habe er exzellente Ergebnisse in Teams erzielen können. Oft ging die Arbeit schneller, der Aufwand für den Einzelnen sank und Termine konnten gehalten werden, resümiert Hirth.

Interessenskonflikte

Der Psychologe Armin Windel von der Bundesanstalt für Arbeit, Dortmund, wies in einer Studie nach, dass Interessenkonflikte Teamarbeit erschweren. In einer Untersuchung von vier großen Firmen aus den Bereichen Maschinenbau, Bauindustrie, Forschung und Wissenschaft sowie Mikroelektronik stellte Windel fest: Die Arbeitgeber erwarten in erster Linie schnellere Durchlaufzeiten für Aufträge und bessere Arbeitsergebnisse. Die Mitarbeiter hingegen wünschen sich ein gutes Arbeitsklima und interessante Aufgaben, die sie fordern und motivieren.