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Taliban verbietet Afghanen den Zugang zum Internet

28.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Taliban-Bewegung hat am Samstag wie schon vor einem Monat angekündigt das Web-Surfen in Afghanistan generell verboten (Computerwoche online berichtete). Der Erlass gilt auch für Regierungsbehörden und andere nationale Einrichtungen sowie für die Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen im Land. Einzige Ausnahme ist laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eine Dienststelle der Taliban-Zentrale in Kandahar, in der ein "vertrauenswürdiger Mitarbeiter den digitalen Kontakt zur Außenwelt hält". Den größten Teil der Bevölkerung in dem Bürgerkrieg-geplagten Land dürfte das Surf-Verbot kaum berühren, denn neben Computern sind selbst Strom- und Telefonanschlüsse Mangelware.

Als Reaktion auf den Regierungserlass hackten unbekannte Kritiker noch am Samstag die Propaganda-Website der afghanischen Islamisten www.taleban.com und versahen sie mit wüsten Beschimpfungen sowie einem Fahndungsfoto von Taliban-Anführer Usama bin Laden.

Obwohl auch andere islamische Staaten wegen pornografischer Inhalte Schwierigkeiten mit dem Internet bekunden, haben bislang selbst konservative Regierungen kein absolutes Surf-Verbot ausgesprochen. Sie erkennen die wichtige Rolle des Webs an: So beträgt allein im Mittleren Osten die Zahl der Internet-Nutzer zur Zeit etwa 3,5 Millionen. Diese Nachfrage will jetzt der amerikanische Nachrichtensender CNN nutzen und schickt sich an, bis Ende des Jahres in Dubai eine arabisch-sprachige Web-Seite zu starten. Laut CNN-Sprecherin Chris Cramer wäre es angesichts einer arabisch sprechenden Weltbevölkerung von rund 200 Millionen Menschen ein grobes Versäumnis, dies nicht zu tun.