Take it or leave it

02.05.1980

Werden DV-Erstkläßler künftig auf die gewohnte Pre-Sales-Unterstützung, auf Beratung vor dem Kauf also, verzichten müssen? Gibt's den Kleinrechner für DV-Einsteiger bald nur noch im Computershop um die Ecke?

Vieles spricht dafür.

Der rapide Hardware-Preisverfall zwinge die Anbieter von Stand-alone-Systemen dazu, komplettes Unbundling einzuführen, meint NCR-Geschäftsführer Kurt W. Hackel. Dazu gehöre, daß unentgeltliche Leistungen vor Abschluß des Miet- oder Kaufvertrages nicht mehr - oder nur in begrenztem Umfang - gewährt werden können. Hackel-Begründung: Die Gesamteinnahmen müssen stimmen. Mit anderen Worten: Trotz niedriger Hardwarekosten sollen die Kunden für Datenverarbeitung insgesamt nicht weniger ausgeben als bisher.

Diese Argumentation ist zwar schlüssig, doch erscheint fraglich, ob die in der Vergangenheit mit "Werbegeschenken" in Form von "freiem" Pre-Sales-Support arg verwöhnte MDT-Klientel dies so ohne weiteres hinnimmt, zumal es immer "exotische" Anbieter geben wird, die den Entbündelungs-Striptease nicht mitmachen.

Ebenso sicher ist aber, daß der traditionelle Direktvertrieb mit allem Drum und Dran für viele Hersteller von kleinen Stand-alone-Systemen wirtschaftlich nicht mehr vertretbar ist. Die Akquisition könnte dann so ablaufen, daß der VB nach zwei oder drei Besuchen ohne Umschweife nach dem Auftrag fragt. Devise: Take it or leave it. Gewiß kein schlechtes Verfahren, stellt sich doch sehr schnell heraus, wer echte Kaufabsichten hat.

Denn darüber klagt die Branche seit langem: Clevere Kunden nutzen die Konzessionsbereitschaft der Anbieter weidlich aus. Branchenbeobachter sehen deshalb auch nicht, warum der verhätschelte Erstanwender auf seine "Vor"-Rechte verzichten sollte.

Ergo bleibt den Herstellern als VVaffe nur der Liebes-, sprich Support-Entzug, mit den genannten Folgen : Besitzwunsch führt in den Computerladen.