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Tagmastore-Kunden brauchen länger

07.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das überarbeitete "Lightning"-Array von Hitachi Data Systems (HDS) verkauft sich nur langsam und kostet den Hersteller damit Umsatz - offenbar wollen die Anwender das Gerät und seine neue Technik erst einmal verstehen. Dies unterstellt die Investment-Bank Merrill Lynch in zwei in der vergangenen Woche veröffentlichten Notizen. Diesen zufolge betragen die Vertriebszyklen für die "Tagmastore"-Systeme derzeit zwischen 90 und 120 Tagen, doppelt so lange wie bei der vorigen Lightning-Variante zum gleichen Produktlebenszeitpunkt.

HDS-President Dave Roberson räumte dies gegenüber ML durchaus ein, äußerte aber gleichzeitig die Hoffnung, die Vertriebszyklen in den nächsten Quartalen und höchstens einem Jahr wieder auf 45 bis 60 Tage drücken zu können. Merrill hatte die Notizen veröffentlicht, weil HDS im vierten Kalenderquartal 2004 statt des saisonal üblichen Aufschwungs einen Umsatzrückgang auf 66 Milliarden Yen gemeldet hatte im Vergleich zu 67 Milliarden Yen im vorhergehenden dritten Quartal.

Zuvor hatte die Tochter des japanischen Mischkonzerns Hitachi für das Ende März 2005 endende Halbjahr noch Einnahmen von 161 Milliarden Yen in Aussicht gestellt - ein Wert, der nun schwerlich erreicht werden dürfte. Merrill Lynch vermutet hierbei, dass alle übrigen Produkte und Services von HDS im letzten Quartal im oder über Plan lagen.

Mit der Tagmastore-Linie hatte Hitachi eine ganz neue Architektur eingeführt, die unter anderem Virtualisierungssoftware für die eigenen sowie Arrays auch von Drittanbietern enthält. Die neue Generation ist dabei laut HDS nur etwa zwei Prozent teurer als frühere Lightnings - an den Preisen können die längeren Kaufentscheidungen der Anwender mithin eigentlich nicht liegen.

Analysten vermuten daher, dass die Kundschaft zum einen mehr Zeit braucht, um die neuen Systeme und ihre Funktionsweise besser zu verstehen. Außerdem benötigten sie möglicherweise zusätzliche Zeit für Vergleiche mit dem kommenden Virtualisierungsgerät "Storage Router" von EMC sowie mit IBMs bereits erhältlichen "SVC". An der Array-Front konkurriert HDS vornehmlich mit EMCs "Symmetrix" und dem "Shark" von IBM. Während Big Blue gleichfalls unter einer Produktumstellung leidet, meldet EMC derzeit auch nur bescheidenes Symmetrix-Wachstum, weil der Highend-Disk-Sektor nicht überdurchschnittlich schnell zulegt.

Im vierten Quartal 2004 erlöste EMC mit Symmetrix-Hard- und -Software nur drei Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (im Gesamtjahr 2004 waren es immerhin sieben Prozent mehr als 2003). IBM hat keine so detailliert heruntergebrochenen Zahlen veröffentlicht, aber eingeräumt, dass seine Disk-Erlöse im Q4 im Jahresvergleich um 15 Prozent sanken (was mit Produktübergängen begründet wurde). IBM hatte wie Hitachi im Laufe des vierten Quartals neue Highend-Arrays vorgestellt. (tc)