SWIFT für den Internationalen Bankverkehr

Täglich 300 000 Transaktionen

26.09.1975

MÜNCHEN - Neue Technologien werden bekanntlich von den Benutzern nicht so schnell angenommen, wie es sich die Hersteller wünschen. Dieses mitunter krasse Mißverhältnis wird besonders bei der nur zögernden Realisierung von Datenverarbeitungs-Anwendungen sichtbar. Ausnahmen bestätigen allerdings auch hier die Regel: Das internationale Bank-Kommunikations-System Swift (Society for Worldwide Interbank Financiel Telecommunications), an das rund 260 führende Banken in 13 europäischen Ländern, USA und Kanada angeschlossen sein werden - darunter auch die Dresdner Bank und die Deutsche Bank -, muß als beispielhafte Lösung auf dem Gebiet der Netzwerk-Technik gelten.

Start für das Swift-Netz: voraussichtlich am 1. Juli 1976. Erste Tests unter Echtzeit-Bedingungen sollen im Februar 1976 starten. Aufgabe des Computer-Verbund-Systems wird es sein, den internationalen Zahlungsverkehr der Swift-Mitglieder-Banken abzuwickeln - die Planer rechnen mit täglich 300 000 Transaktionen

Inneres und äußeres Netz

Das Konzept sieht zwei hierarchische Ebenen in der Netzstruktur vor: Vermittlungs-Rechenzentren und Konzentratoren (inneres Netz) und Ein/Ausgabegeräte der Benutzer (äußeres Netz). Der Entscheidung für die erforderliche Hardware ging eine Untersuchung voraus, die rund zwei Jahre dauerte und nach Aussage des Swift-Generaldirektors C. Reuterskiold "als eine der detailliertesten vergleichenden Untersuchungen auf dem Computer-Markt anzusehen ist".

Die erste Phase des Auswahlprozesses begann Im "Juli 1972 mit der Aufforderung zur Angebotsabgabe an 34 Hersteller. Eine spezielle Arbeitsgruppe von Swift, die "Design Review and Selection Group" (DRSG) befaßte sich anschließend mit der Bewertung von 20 eingegangenen Angeboten für ein Gesamtsystem oder für Systemkomponenten. Die Hersteller Burroughs, General Automation und Singer machten das Rennen.

Dreimal Gütesiegel

Das Kernstück des Swift-Netzes bilden zwei Duplex-Systeme als Zentralrechner, vier Datenübertragungsprozessoren und 14 Länderkonzentratoren - diese gesamte Hardware im Werte von über 6 Millionen Dollar liefert Burroughs.

Die Terminals bei den Mitglieds-Firmen müssen von Swift erarbeiteten Spezifikationen entsprechen, damit ein problemloser Anschluß an das Netz gewährleistet ist. Swift machte drei Empfehlungen: Das kleinste SID-Terminal - SID steht für Swift Interface Device - bietet Singer mit der Bezeichnung SID 1502 an. Es soll mit 8 K Hauptspeicher, 480 Zeichen-Bildschirm, Magnetbandkassette und Drucker (30 Zeichen/Sec.) 39 533 Mark kosten. Kaufpreis des SID-Minicomputer-Systems von General Automation: 54 359 Mark Konfiguration: 32 K Bytes Hauptspeicher, Floppy Disk Bildschirm und 30 Zeichen/Sec.-Drucker. Die Hardware des größten Systems Burroughs SID B7 umfaßt einen 32 K-Rechner, Kassetten-Laufwerk, Display und einen Drucker (60 Zeichen/Sec.) zum Preis von 87 749 Mark.

Wettbewerber in den Startlöchern

Die Software soll für alle Anlagen einheitlich sein, an der Entwicklung wird bei den drei Herstellern zur Zeit noch gearbeitet. Bis zum Fertigstellungstermin im ersten Quartal 1976 kann es da noch manche Überraschung geben. Alle Hersteller, die von Swift nicht berücksichtigt wurden, stehen in Wartestellung. Wenngleich ihre Hardware/Software-Lösungen nicht das SID-Gütesiegel haben werden, so wollen sie doch sich ihren Anteil auch in den Auslands-Abteilungen der Institute halten, die sie ohnehin schon zu ihren Kunden zählen.