Arbeitnehmer hoffen nun auf Unterstützung von Politikern

TA: Aufsichträte stimmen der Stillegung der PC-Fertigung zu

18.01.1991

NÜRNBERG (vwd) - Die Aufsichtsräte der TA Triumph, Adler AG, Nürnberg, haben die Aufforderung des Betriebsrates abgelehnt, den Vorstand de Unternehmens "wegen erwiesener Unfähigkeit" zu entlassen. Statt dessen stimmten sie der Stillegung der PC-Fertigung im Werk Nürnberg zu.

Nun wollen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat die Zulässigkeit des Beschlusses zur Stillegung der Computerproduktion, die zum Abbau von rund 1000 Arbeitsplätzen führt, gerichtlich überprüfen lassen. Durch die Abhängigkeit der deutschen TA-Tochter von dem italienischen Olivetti-Konzern sei nach einer Reihe von Fehlentscheidungen im Management die unternehmerische Initiative verlorengegangen, erklärten Arbeitnehmervertreter. Trotz des enormen Potentials an Know-how und Maschinen für die Fertigung elektronischer Geräte machten die fehlenden Maßnahmen offensichtlich, daß Olivetti kein Interesse mehr am Bestand des Unternehmens habe. Das "goldene Ei" für die italienische Muttergesellschaft seien weiterhin lediglich der Markenname sowie die Vertriebskanäle in Deutschland.

Für die Fortführung der Produktion unter Olivetti-Regie gibt es nach Darstellung der Arbeitnehmer derzeit keine Anzeichen. 6000 Laptops, die von Digital Equipment zurückgegeben worden seien, ließen sich in Nürnberg umrüsten. Dies würde die Fertigung, wo Kurzarbeit herrscht, für vier Wochen auslasten. Auch im Schreibmaschinenbereich, in dem sich ein Lieferverzug für 10 000 Maschinen mit einem Umsatz von zehn bis 15 Millionen Mark aufarbeiten lassen könnte, sei Kurzarbeit angesagt. Zudem dürften Waren nur noch mit Genehmigung angeliefert werden. Jede Lkw-Ladung wird laut TA-Betriebsrat derzeit von Vorstand Guiseppe Giacobbe persönlich abgefertigt.

Während der Vorstand diese Entwicklung noch als "Restrukturierung" bezeichnet, hat sie für die Arbeitnehmer bereits einen Stand erreicht, bei dem nur noch ein neuer Mehrheitsaktionär in der Lage zu sein scheint, das Unternehmen mit seiner 96jährigen Tradition fortzuführen.

Nachdem nun auch die Aufsichtsräte wie Peter Reimpell, Vorstandsmitglied der Bayerischen Vereinsbank, Jan Boetius, Vorstandsmitglied des Allianz-Konzerns, oder Piet-Jochen Etzel, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, "ohne sichtliche Not" den Olivetti-Kurs mittragen, so der Betriebsrat, hoffen die Arbeitnehmer jetzt, bei den Politikern Unterstützung zu finden.