T-Systems plant radikalen Umbau

29.01.2008
Reinhard Clemens stellt das Unternehmen neu auf und will bis März 2008 einen Partner präsentieren.

Die seit rund einem Jahr währende Suche nach einem Partner für die Systemintegrationssparte (SI) von T-Systems steht vor dem Abschluss. Der seit Dezember amtierende CEO Clemens will im März den neuen Partner präsentieren. "Wir führen die finalen Gespräche", sagte Clemens, "die Diskussion muss ein Ende haben." Kandidaten nannte der ehemalige EDS-Mann nicht, doch auf einer Presseveranstaltung der Telekom in Berlin betonte Clemens die Vorteile indischer Provider. Sie böten hohe Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen.

"Wir beschäftigen zurzeit 2000 Mitarbeiter im indischen Puna. Der Aufbau einer Offshore-Organisation geht viel zu langsam", sagte Clemens. In der Partnersuche wägt T-Systems zwischen zwei Optionen ab: dem vollständigen Verkauf der SI-Einheit ohne jegliche gesellschaftsrechtliche Beteiligung sowie einem vertraglich festgezurrten Partnermodell. Letzteres müsste die Aufgabenteilung klar definieren und gemeinsam ein schnelles Wachstum im europäischen Markt zum Ziel haben. So ließen sich die deutschen Mitarbeiter in dieser Sparte besser auslasten. Entlassungen könnten vermieden werden. "Mein Bauchgefühl sagt: Behalten", bekundete Clemens. Allerdings betonte er auch, dass alle Optionen genau geprüft und mit möglichen Partnern offen diskutiert werde. Ein Joint Venture schloss Clemens indes kategorisch aus.

Zu den Gerüchten der vergangenen Tage, ein Abschluss mit dem größten indischen Provider Tata Consultancy Services (TCS) stehe unmittelbar bevor, wollte sich Clemens nicht äußern. Unternehmensnahe Quellen gehen aber davon aus, dass ein Verkauf an einen indischen Provider gesellschaftlich und politisch nicht durchsetzbar wäre, so dass der Offshore-Anbieter wohl nur für die Option Partnerschaft in Frage käme. Weniger wahrscheinlich, aber denkbar wäre außerdem noch der Verkauf an einen US-amerikanischen Konzern, der bislang kaum in Europa vertreten ist. Die Zahl der Interessenten ist jedoch begrenzt. Die US-Dienstleister investieren zurzeit vornehmlich in Indien und anderen Offshore-Regionen. Erschwerend käme in diesem Fall hinzu, dass T-Systems viele Mitarbeiter, die an Projekten beteiligt sind, zurückkaufen müsste.

Clemens stellte wichtige Projekte etwa mit BMW und dem Hamburger Hafen vor, in denen IT- und TK-Lösungen für die Autovernetzung und das Verkehrs-Management zusammenfließen.

das Auslandsgeschäft zurückschrauben. Unter Beobachtung stehen insbesondere die Verkaufsniederlassungen außerhalb Deutschlands. In den USA etwa arbeite ein Sales-Team ohne nennenswerte Chance auf nachhaltigen Erfolg. "In Märkten, in denen wir nicht mindestens die Nummer fünf sind, werden wir nicht weiter investieren", bekannte Clemens. Gemeint sind jedoch nur die Vertriebsniederlassungen. Ausbauen will der T-Systems-Mann hingegen die internationale Infrastruktur, etwa die Netzzugangsknoten, so dass T-Systems Services weltweit aus eigener Hand liefern kann.

In Deutschland konzentriert die Telekom-Tochter ihr Geschäft auf die drei Segmente Mittelstand, öffentliche Hand und Automobilbranche. Im Automotive-Zweig sieht sich T-Systems derzeit auf der nationalen Position drei. Clemens peilt jedoch den Spitzenplatz an.

Den Mittelstand spricht der IT-Dienstleister künftig stärker mit fertigen Lösungen an. Gespräche mit der SAP zielen beispielsweise auf den gemeinsamen Vertrieb von "Business ByDesign". "Die SAP-Mittelstandsinitiative kombiniert mit unserem Kundenzugang ist die perfekte Basis für eine Zusammenarbeit", frohlockte Clemens. Allerdings ständen hier zunächst interne Anpassungen auf der Tagesordnung. Der Vertrieb arbeite nicht effizient genug. Clemens möchte das Sales-Teams stärker in die Gewinn-und-Verlust-Verantwortung nehmen.

Im Geschäft mit der öffentli-chen Hand strebt T-Systems eine Bereinigung an, hier habe man auf zu vielen Hochzeiten getanzt. Man wolle sich künftig auf Services für den IT-Betrieb konzentrieren. Um Großprojekte will sich die Telekom-Tochter nur noch bewerben, wenn damit Outsourcing-Deals einhergehen.

(jha)