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T-Systems legt Pläne für Stellenabbau offen

24.10.2002
T-Systems-Chef Hufnagl hat ausgepackt: Bis Ende 2003 will der IT-Dienstleister insgesamt 3500 Stellen abbauen, davon 2500 in Deutschland. Arbeitnehmervertreter kündigten erbitterten Widerstand an.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach wochenlangen Spekulationen um geplante Entlassungen hat T-Systems-Chef Christian Hufnagl die Karten auf den Tisch gelegt. Bis Ende 2003 will der Frankfurter IT-Dienstleister insgesamt 3500 Stellen abbauen, davon 2500 in Deutschland. Arbeitnehmervertreter kritisieren die Pläne und kündigen heftigen Widerstand an.

"In Zeiten konjunkturellen Abschwungs stellen unsere Kunden Investitionen zurück oder strecken sie über die Zeit", begründete Hufnagl die Sparvorhaben in einer E-Mail an alle Mitarbeiter. Dies habe Auswirkungen auf die Dienstleister und treffe somit auch T-Systems. Nach der ursprünglichen Planung wäre das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) "für die nächsten vier Jahre deutlich negativ ausgefallen".

T-Systems-Chef Hufnagl will den Personalabbau "so sozialverträglich wie möglich" gestalten.
T-Systems-Chef Hufnagl will den Personalabbau "so sozialverträglich wie möglich" gestalten.

Hufnagl hatte sich bereits gegenüber dem ehemaligen Telekom-Chef Ron Sommer verpflichtet, bis Ende 2003 rund 500 Millionen Euro einzusparen. Betroffen davon sind nun fast alle Unternehmensbereiche (siehe Tabelle): So soll die Einheit Computing Services, zu der vor allem der Großrechnerbetrieb gehört, 700 Stellen abbauen. Weitere 600 Arbeitsplätze fallen im Bereich Desktop Services weg. Im klassischen Projektgeschäft, das T-Systems in der Sparte Systems Integration organisiert, soll die Belegschaft um 250 Mitarbeiter schrumpfen. Der IT-Bereich trägt damit den Löwenanteil der Einsparungen.

In der Division Telecommunication Services kürzt Hufnagl demgegenüber lediglich 600 Stellen. Aber auch in der Frankfurter Zentrale fallen 110 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer. Dort gehe es darum, eine "neue Aufgabenverteilung zwischen zentralen und dezentralen Funktionen" zu schaffen, um Dopplungen zu vermeiden.

Hierzulande baut T-Systems demzufolge rund 2500 Stellen ab, weitere 1000 im Ausland. In Frankreich und Italien habe sich das Unternehmen bereits vom reinen Hardware-Wiederverkauf getrennt, so Hufnagl. Das Portfolio werde weiter bereinigt. Zugleich solle die internationale Präsenz, unter anderem durch eine Partnerstrategie, ausgeweitet werden. Bei der Umsetzung der Sparpläne wolle man "so sozialverträglich wie möglich vorgehen", betont der Unternehmenschef. Dabei werde die natürliche Fluktuationsrate genutzt, "aber auch alle modernen Möglichkeiten der Arbeistszeitgestaltung".

Widerstand der Gewerkschaften

Arbeitnehmervertreter wehren sich heftig gegen die Stellenstreichungen. In mehreren Städten, darunter Leipzig und dem ehemalige Debis-Standort Stuttgart, kam es zu Protestkundgebungen. "Die IG Metall wird den angekündigten Personalabbau nicht hinnehmen", kündigte Gewerkschaftssprecher Jürgen Stamm an. Eine weitere "Steigerung der Personalproduktivität" sei mit der IG Metall nicht zu machen, da in vielen Bereichen die Belastung bereits "unverantwortliche Ausmaße" angenommen habe.

Im Rahmen des Sparkonzepts will T-Systems unter anderem die Anzahl der Rechenzentren von derzeit 23 auf sechs reduzieren. Davon wären auch Standorte des ehemaligen Debis Systemhauses betroffen, das die Frankfurter übernommen haben. Entsprechend harsch fällt die Kritik der Gewerkschafter aus. Im Gegensatz zu den alten Telekom-Einheiten hätten die Debis-Rechenzentren stets schwarze Zahlen geschrieben, heißt es in Stuttgart. Nun fordere das Telekom-Management "einen solidarischen Beitrag", um den immensen Schuldenberg abzubauen.

Der Frankfurter Konzernbetriebsrat bläst in dasselbe Horn: "Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten der T-Systems International die Folgen einer verfehlten Unternehmenspolitik des Vorstandes der Deutschen Telekom AG einseitig tragen müssen", heißt es in einer schriftlichen Erklärung.

Eine zukunftsorientierte Geschäftsstrategie über die angekündigten Sparmaßnahmen hinaus sei nicht erkennbar, moniert IG-Metall-Sprecher Stamm. Besonders deutlich werde dies an der unzureichenden internationalen Präsenz, die dazu führe, dass T-Systems bei Großprojekten wie dem Outsourcing-Vorhaben der Deutschen Bank nicht zum Zuge komme. Probleme bereite zudem die Integration der Debis-Gesellschaften. Die Reibungsverluste, etwa in der Vertriebsorganisation, seien noch immer erheblich. (wh)