Firmengeschichte T-Systems

T-Systems, der wankende Gigant

14.02.2015
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Die Geschichte von T-Systems ist eine mit Höhen, Tiefen und Dramen, wie sie die IT-Branche besonders gut schreiben kann.
Foto: T-Systems

Es fing alles so groß und vielversprechend an. Die Telekom-Tochter T-Systems wurde im Oktober 2000 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in Bonn gegründet. Die deutsche Telekom AG hatte einen Anteil von 50,1 Prozent am IT-Dienstleister Debis Systemhaus erworben. Der herstellerunabhängige IT-Dienstleiser gehörte vollständig der Debis AG und damit zum Daimler-Chrysler-Konzern. Später übernahm T-Systems auch die restlichen 49,9 Prozent. Auf diese Weise entstand ein IT-Dienstleistungsunternehmen mit insgesamt rund 37.000 Mitarbeitern. Neben den ehemaligen Telekom-Leuten transferierte Debis rund 17.000 Angestellte zu T-Systems.

Friktionen zwischen der Daimler- und Telekom-Welt

Damit verfügte der neu geschaffene IT-Dienstleister zwar über eine erhebliche Marktmacht, doch die Integration von so unterschiedlichen Welten war eine Herkulesaufgabe. Auf der einen Seite viele Fachkräfte eines ehemaligen Staatsbetriebs mit hierarchischen Strukturen vertraut, und auf der anderen Seite die Debis-Mannschaft, die projektbezogenes Arbeiten gewohnt (siehe etwa Telekom und Debis Systemhaus - nur in Defiziten vereint).

Über die Jahre veränderten sich sowohl die Namenzusätze von T-Systems als auch das Unternehmensprofil. Manager kamen und gingen, eingefädelte Verkäufe und Fusionen scheiterten immer wieder. Das Kerngeschäft des international agierenden Dienstleisters blieb zwar die Informations- und Kommunikationstechnologie, doch die Schwerpunkte änderten sich häufig. Heute verfügt "T-Systems International GmbH", so der aktuelle Name, über Niederlassungen in 26 Ländern. Zu Hochzeiten beschäftigte T-Systems knapp 53.000 Mitarbeiter, 2013 waren es noch rund 50.280 Beschäftige.

Der Höhenflug endet in einer Reorganisation

Doch momentan schrumpfen die Mitarbeiterzahlen. Eine neue Strategie bedeutet erst einmal Stellenabbau. T-Systems möchte weg von personalintensiven Aufgaben hin zu profitableren Geschäftsfeldern wie Cloud-Lösungen. Im Frühjahr 2014 schreckte T-Systems die Branche mit der Ankündigung, in den kommenden zwei Jahren jeden fünften Arbeitsplatz zu streichen, das entspricht 4900 Vollzeitstellen. Bis Ende dieses Jahres sollen 2700 Stellen in Deutschland verschwinden, im kommenden Jahr weitere 2200. Momentan arbeiten hierzulande rund 27.500 Menschen für T-Systems. In den 26 Auslandsniederlassungen beschäftigt T-Systems weitere 23.000 Fachkräfte. Auch dort soll es Kürzungen geben. Noch ist unklar, in welchem Umfang (siehe T-Systems steht vor einem massiven Umbau).

"Der vor uns liegende Umbau führt uns weg vom klassischen Outsourcing und hin zu neuen Märkten in der Digitalisierung?, sagte T-Systems-CEO Reinhard Clemens anlässlich eines Pressegesprächs mit der COMPUTERWOCHE auf der diesjährigen CeBIT. Das Outsourcing-Geschäft gestaltete sich in den vergangenen Jahren als äußerst schwierig, es sei kein Wachstum zu erwarten und die Margen schmolzen schneller als Gletscher aufgrund des Klimawandels. Clemens weiß genau, dass sich in diesem Segment nicht mehr viel verdienen lässt. "Die Kunden wollen die bekannte Leistung zu indischen Preisen", so sein lapidarer Kommentar.

Analysten begrüßen die Neuausrichtung

Analysten vergeben T-Systems für die strategische Neuausrichtung gute Noten. Eine engere Kooperation mit Partnern und externen Dienstleistern zählt genauso dazu wie eine stärkere Ausrichtung auf neue Wachstumsfelder wie die anstehende Digitalisierung der Wirtschaft, Anwendungen im Machine-to-Machine-Umfeld (M2M), Cloud, Sicherheit, intelligente Netze und Big Data.

Was in den vergangenen 14 Jahre seit Unternehmensgründung so alles passiert ist, skizzieren wir in einem Zeitraffer.