T-Systems-Chef Pauly: "Es gibt keine Alternative zum Stellenabbau."

10.10.2006

CW: Damit richten Sie T-Systems stark westeuropäisch aus. In den genannten Ländern ist der Konkurrenzdruck hoch und das Wachstum begrenzt. Bessere Entfaltungsmöglichkeiten bieten osteuropäische Ländern. Warum sind Sie nicht dort aktiv?

Pauly: Natürlich wachsen die Märkte in Osteuropa sehr stark, allerdings von einer niedrigen Basis aus. Die Marktgröße ist insbesondere für IT-Dienstleister sehr begrenzt. Davon abgesehen begleiten wir unsere westeuropäischen Kunden schon heute in ihren eigenen Nearshore-Bemühungen nach Osteuropa, so dass wir auch dort vertreten sind. Außerdem stellt die gesamte Telekom ihre Töchter in diesen Ländern nach Breitband beziehungsweise Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden auf. Deshalb gibt es dort zum Teil schon die Marken T-Com, T-Mobile und T-Systems.

CW: Eine andere Übernahme ist weniger glücklich verlaufen. Wollen Sie die vom Versicherungskonzern Arag übernommene IT-Tochter Alldata verkaufen?

Pauly: Alldata hat T-Systems vor meiner Zeit gekauft, um Branchenlösungen für Versicherungen aufzubauen. Das werden wir so nicht fortführen. Daher müssen wir den vertikalen Sektor für die Finanzindustrie restrukturieren. Davon ist auch Alldata betroffen. Ob das in einen Verkauf mündet, ist offen.

CW: Also wird Alldata nach und nach aufgelöst?

Pauly: Wie gesagt, es ist noch nicht entschieden, wie wir genau vorgehen.

CW: Und Sie geben die Versicherungsbranche auf?

Pauly: Nein, das muss ein Missverständnis sein. Wir bedienen alle Branchen mit Infrastrukturdienstleistungen aus IT, TK oder der Kombination aus beidem. Wir machen 80 bis 85 Prozent unseres Umsatzes mit solchen horizontalen, branchenunabhängigen Services wie SAP-Hosting, Rechenzentrumsdiensten und Managed-Desktops.

Bei den branchenbezogen Lösungen haben wir uns entsprechend unseren Stärken aufgestellt: Für die Telekommunikations- und Automobilindustrie sowie die öffentliche Hand bieten wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette vertikale Services an, weil wir dort tief in der Materie drinstecken. In anderen Branchen gehen wir selektiv vor. Für die Banken haben wir zum Beispiel eine vertikale Lösung für Wertpapierabwicklung, für die Lebensmittelindustrie eine für die Warenrückverfolgung. Also dort, wo wir Stärken haben, bieten wir selektiv branchenspezifische Lösungen an.

CW: Die infrastrukturlastigen Services stehen allerdings unter besonderem Preisdruck.

Pauly: Ja, in diesen Bereichen ist es ein Skalenspiel, hier müssen Sie einfach Menge produzieren und Nearshore-Kapazitäten einbinden, um eine entsprechende Mischkalkulation bieten zu können. Durch unsere Größe haben wir die besten Voraussetzungen. Davon abgesehen fällt einem in den vertikalen Märkten auch nichts so einfach in den Schoß.