T-Systems-Chef Pauly: "Es gibt keine Alternative zum Stellenabbau."

10.10.2006

CW: Bislang hat man von T-Systems wenig Off- und Nearshore-Aktivitäten gesehen. Wird sich das ändern?

Pauly: Ja, der harte Wettbwerb zwingt auch uns dazu. Wir haben größere Offshore- und Nearshore-Standorte eingerichtet. In Pune in Indien arbeiten zurzeit 700 Mitarbeiter für unsere Geschäftseinheit Systemintegration. In Kosice in der Slowakei haben wir einen neuen Rechenzentrumsstandort eröffnet, in dem wir zurzeit rund 300 Mitarbeiter beschäftigen und weitere Einstellungen planen. Zudem unterhalten wir einen großen Standort in Ungarn in der Nähe von Budapest für User-Helpdesk-Services.

CW: Die Integration der Near- und Offshore-Niederlassungen in die Betriebsprozesse läuft dem Vernehmen nach nicht reibungslos. Was wollen Sie ändern?

Pauly: Die Einbindung des Rechenzentrumsbetriebs in Kosice läuft sehr gut, obwohl der Standort neu ist. Im Segment Systemintegration ist die Aufgabe schwieriger. Hier gibt es relativ viele Kleinaufträge, die teilweise auf Basis von Zeit- und Materialaufwand abgerechnet werden. Das sind Aufgaben, die sich schwer verlagern lassen, weil sie die kritische Masse nicht erreichen. Für einen Systemintegrationsauftrag im Wert von 300 000 oder 500 000 Euro lohnt sich der Aufwand nicht.

In der Systemintegration müssen wir Aufgaben stärker bündeln. Wir müssen mehr zu Projektaufträgen mit definiertem Zeit-, Kosten- und Qualitätsrahmen kommen. In solchen Projekten lässt sich ein Kosten-Mix aus Hoch- und Niedriglohnländern erzielen. Wir machen Fortschritte, sind aber noch nicht am Ziel. Wir müssen die heutige Quote von elf Prozent aus Niedriglohnländern deutlich erhöhen. In diesem Bereich haben wir schon etliche Züge verpasst. Wir müssen uns beeilen.

CW: Wie wird Ihrer Einschätzung nach die Beschäftigungssituation bei T-Systems in drei Jahren in Deutschland aussehen?

Pauly: Das hängt von zwei Einflüssen ab: Wie entwickelt sich die Umsatzverteilung zwischen Deutschland und dem Ausland? Wie intensiv müssen wir aufgrund des Preisdrucks die Kosten senken und eine Mischkalkulation mit Hoch- und Niedriglohnleistungen betreiben? Das sind zwei voneinander entkoppelte Prozesse, die aber beide in die gleiche Richtung weisen: In Deutschland wird die Zahl der Mitarbeiter zurückgehen, im Ausland wird sie steigen. Wenn das Geschäft in Spanien wächst, werden wir auch im Land einstellen. Aber auch dort müssen wir den Kunden eine Mischkalkulation bieten und unsere Kapazitäten in Ländern wie der Slowakei, Ungarn und Indien nutzen.

Ich kann heute keine verlässliche Aussage über die künftige geografische Verteilung der Mitarbeiter treffen. Sicher ist, dass wir einen Ausbau unseres internationalen Geschäfts anstreben. Heute erzielen wir 18 Prozent der Einnahmen außerhalb von Deutschland. Im Jahr 2010 sollen es 30 Prozent sein. Wir sind auf gutem Weg.

Der Markt in Deutschland bewegt sich langsamer und schlechter, als Analysten und Anbieter noch vor etwa einem Jahr erwartet haben. Der Preisverfall im IT und TK ist so groß, dass er jede Mengensteigerung auffrisst. Das gilt für uns und für alle Wettbewerber gleichermaßen.