T-Home entkommt der Wartungsfalle

16.04.2008
Die Festnetzsparte der Deutschen Telekom AG hat die Wartungskosten ihrer vielfältigen Anwendungslandschaft über ein konsequentes Code-Quality-Management gesenkt.

Über den gesamten Lebenszyklus einer Applikation hinweg wird ein großer Teil des Budgets für Softwareentwicklung in die Wartung des Programms investiert. Ein anderer Erfahrungswert besagt, dass knapp die Hälfte des Aufwands für Entwicklung und Wartung auf den Bereich des technischen Verständnisses einer Anwendung entfällt. Die Wartungskosten und deren Entwicklung in den Folgejahren stehen also in einem direkten Verhältnis zur Codequalität einer Applikation. Dieses Problem verschärft sich mit der fortschreitenden Komplexität von IT-Systemen. Hinzu kommt, dass häufig wechselnde fachliche Vorgaben hohe Anforderungen an die Änderbarkeit und Flexibilität der vorhandenen beziehungsweise neuen Anwendungen stellen. Entsprechend groß ist die Aufgabe des IT-Managements, wenn es die Wartbarkeit der Software trotz mangelnder Transparenz beurteilen soll.

T-Home betreut im Rahmen des Test-Managements vielfältige Applikationen, die überwiegend von externen Systemintegratoren entwickelt, modifiziert und gewartet werden. 2005 hat das Unternehmen ein Code-Quality-Management (CQM) für alle Technologiesparten wie Mainframe, Client-Server und die Individualprogrammierung der Standardsysteme wie SAP Abap und Siebel eScript etabliert.

Schon in den Jahren zuvor wurden in einzelnen Bereichen Codequalität und Wartbarkeit verbessert, jedoch beruhten die eingesetzten Lösungen auf unterschiedlichen Verfahren, diversen Prozessen und individuellen Ergebnisdarstellungen. Vergleiche auf Basis von Lieferanten, Systemen oder Applikationen waren damit kaum möglich. Ein einheitliches Vorgehen, standardisierte Richtlinien für das gesamte Unternehmen sowie vertragliche Vereinbarungen mit den Lieferanten zur technischen Qualität lagen nicht vor.

Deshalb wurde im Jahr 2005 die "Cast Application Delivery Governance Platform" zur Analyse und Bewertung von 40 Kernapplikationen eingeführt. Das Test-Management erhielt damit eine homogene Sicht auf einen Teil der Systemlandschaft von T-Home. Die wesentlichen Aspekte des Projekts bestanden darin, die Codeanalysen über einheitliche Metriken, ein standardisiertes, ISO-9126-basierendes Qualitätsmodell und einen uniformierten zentralen Prozess zu gestalten. Die Ergebnisse waren damit applikationsübergreifend vergleichbar, und auch die Qualitätsansprüche konnten vereinheitlicht werden. Erstmalig lagen eine umfassende Komplexitäts- und Wartbarkeitsbewertung und deren zeitliche Entwicklung für das betrachtete Anwendungsportfolio vor. Key-Performance-Indikatoren (KPIs) zu Volumen und Qualität geben dem Test-Management seitdem klare Eckdaten über den Zustand der Applikationen und helfen bei der Festlegung und Priorisierung von Maßnahmen zur Kostenreduktion bezüglich der Wartung und Weiterentwicklung.

Qualitätsmodell für Anwender und Softwarelieferanten

Die Einführungsphase diente dazu, das Qualitätsmodell auf die spezifischen Belange von T-Home abzustimmen und gleichzeitig Lieferanten und interne Verantwortungsträger mit den neuen Kenngrößen vertraut zu machen. Die Rückmeldungen aus diesen Maßnahmen flossen wiederum in die Definitionen der Kenngrößen ein. Diese KPIs schnell in den Idealzustand zu heben stand hierbei nicht im Vordergrund. Es galt vielmehr in Bezug auf die vorhandenen Applikationen, den aktuellen Status zu konservieren, grobe Verletzungen schnell zu beheben und für Weiterentwicklungen Qualitätssteigerungen mit den Partnern zu vereinbaren.

Erste positive Erfahrungen lenkten die Aufmerksamkeit auf scheinbare Standardpakete, die bei näherer Betrachtung einen doch recht passablen Anteil an Anpassungen und spezifischen Erweiterungen offenbarten. Somit entschloss sich T-Home, die CQM-Aktivitäten auch in Richtung SAP und Siebel auszuweiten und qualitativ zu bewerten. Nachdem die Metrik-Sets für häufig verwendete Standardtechniken eingerichtet waren, wandte man sich Sonderthemen wie zum Beispiel Delphi-Code zu. Das Unternehmensziel ist, langfristig das gesamte Applikationsportfolio in den CQM-Prozess einzubeziehen.

Aufgrund der positiven Erfahrungen im Bereich der Applikationsanalyse, der Nutzung der Ergebnisse zur Steigerung der Codequalität und somit der Einsparungen in der Wartung erwarb T-Home eine unbeschränkte Cast-Lizenz, um das gesamte Applikationsportfolio zu analysieren und die Ergebnisse in einem Application Delivery Governance Dashboard darzustellen. Die Analysen, Bewertungen und die Ableitung der Maßnahmen sowie deren Priorisierung mit den Lieferanten wurden an einen unabhängigen, zertifizierten Dienstleistungspartner ausgegliedert. Dieser übernimmt den Betrieb der CQM-Plattform und die technische Analyse aller zur Überprüfung vorgesehenen Anwendungen. Die Ergebnisse werden dort interpretiert und optional auch in Workshops an die Applikationsverantwortlichen beziehungsweise die Delivery-Einheit zurückgemeldet. Gemeinsam werden daraus Maßnahmen erarbeitet, die entweder noch vor der Produktionsfreigabe oder aber mit den nächsten Versionen eingebracht werden, um Problemstellen zu bereinigen und den sich abzeichnenden negativen Trends nachhaltig entgegenzuwirken. Aus einer durchgängigen Transparenz auf der Demand- und Delivery-Seite bezüglich Qualität und Quantität der erbrachten technischen Realisierungsleistung resultierte eine nachhaltige Reduktion von Wartungs- und Änderungskosten. (ue)

CQM bei T-Home

Projektstart: Mitte 2005.

Branche: Telekommunikation.

Umfang: über 200 komplexe Applikationen in heterogenen IT-Ausprägungen, fünf Testzyklen pro Jahr.

Zeitplan: 40 Applikationen bis Mitte 2006, geplante Gesamtlaufzeit bis 2009.

Herausforderung: einheitliches Qualitätsmodell, vermittelt und abgestimmt mit verschiedenen Lieferanten.

Technik: automatisierte Qualitäts-Assessments auf Basis einer homogenen Plattform (Cast).

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wie man Transparenz über die Änderbarkeit und Wartbarkeit seiner IT-Systeme erhält;

wie man mit systematischer Analyse der Applikationslandschaft eine wirtschaftliche, risikoarme und transparente IT etabliert.