Trotz Fachkräftemangel

Systematische Weiterbildung findet oft nicht statt

06.12.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Viele Firmen haben Probleme, genug Fachkräfte zu finden. Diese sind zum Teil hausgemacht, wie eine Umfrage zeigt: Sie bilden ihre vorhandenen Mitarbeiter zu wenig weiter. Zudem gehen die Trainings oft am Bedarf vorbei.

Die Gefahr, dass akademisch qualifizierte Fachkräfte in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt weniger werden, haben die meisten Firmen erkannt. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 220 Personalverantwortlichen hervor. Demnach berichten 90 Prozent der Befragten über Rekrutierungsprobleme, die sich mittelfristig noch verschärfen werden.

Weiterbildung: Weniger als fünf Tage im Jahr

Gebannt ist die Gefahr des Fachkräftemangels aber nicht, auch weil viele Unternehmen zu wenig in Qualifizierung investieren und ihre Mitarbeiter systematisch weiterbilden: Laut PwC-Studie sollen die Weiterbildungsinvestitionen bei gut vier von fünf Befragten steigen, jedoch ist das Ausgangsniveau moderat. So stehen in 60 Prozent der Unternehmen jährlich weniger als fünf Weiterbildungstage pro akademischer Fachkraft zur Verfügung, in jedem siebten Betrieb sind es sogar höchstens zwei Tage.

Ältere Mitarbeiter kommen nur noch selten in den Genuss eines Trainings.
Ältere Mitarbeiter kommen nur noch selten in den Genuss eines Trainings.

Außerdem kommen die Mitarbeiter immer weniger in den Genuss einer Fortbildung, je älter sie werden. Akademische Fachkräfte unter 35 Jahren werden in 90 Prozent der befragten Unternehmen weiterqualifiziert, die über 50-Jährigen werden nicht einmal in jedem dritten unternehmen qualifiziert. Für Christine Hentschel, Partnerin und zuständig für das Training "The Academy" bei PwC, ist klar: "In vielen Betrieben fehlt eine Strategie, wie die Weiterbildungsinvestitionen an den Qualifizierungsbedarf optimal angepasst werden können." So erheben fast 30 Prozent der befragten Unternehmen den Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter nicht. Nach einem Kurs lassen zwar viele Unternehmen ihre Mitarbeiter diesen bewerten, einen bezifferbaren "Return on Investment" der Maßnahmen ermitteln nur 14 Prozent der Betriebe. Allerdings kennen 15 Prozent der Unternehmen ihre Gesamtaufwendungen für die betriebliche Weiterbildung gar nicht und können entsprechend auch keine Weiterbildungsrendite berechnen.

Soft Skills werden selten trainiert

In vielen Betrieben besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem von den Personalverantwortlichen wahrgenommenen Qualifizierungsbedarf und den angebotenen Weiterbildungen. Auf Teamfähigkeit und andere Soft Skills beispielsweise legen vier von fünf Unternehmen großen Wert, während nur ein Fünftel der Personaler diese Qualifikation im erwünschten Ausmaß bei Bewerbern vorfindet. Trotz dieses Missverhältnisses forcieren lediglich 44 Prozent der Unternehmen das Training sozialer Kompetenzen. Wichtiger ist ihnen, Fachwissen zu vermitteln und Führungskräfte zu trainieren.