Die Gefahr, dass akademisch qualifizierte Fachkräfte in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt weniger werden, haben die meisten Firmen erkannt. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 220 Personalverantwortlichen hervor. Demnach berichten 90 Prozent der Befragten über Rekrutierungsprobleme, die sich mittelfristig noch verschärfen werden.
Weiterbildung: Weniger als fünf Tage im Jahr
Gebannt ist die Gefahr des Fachkräftemangels aber nicht, auch weil viele Unternehmen zu wenig in Qualifizierung investieren und ihre Mitarbeiter systematisch weiterbilden: Laut PwC-Studie sollen die Weiterbildungsinvestitionen bei gut vier von fünf Befragten steigen, jedoch ist das Ausgangsniveau moderat. So stehen in 60 Prozent der Unternehmen jährlich weniger als fünf Weiterbildungstage pro akademischer Fachkraft zur Verfügung, in jedem siebten Betrieb sind es sogar höchstens zwei Tage.
Außerdem kommen die Mitarbeiter immer weniger in den Genuss einer Fortbildung, je älter sie werden. Akademische Fachkräfte unter 35 Jahren werden in 90 Prozent der befragten Unternehmen weiterqualifiziert, die über 50-Jährigen werden nicht einmal in jedem dritten unternehmen qualifiziert. Für Christine Hentschel, Partnerin und zuständig für das Training "The Academy" bei PwC, ist klar: "In vielen Betrieben fehlt eine Strategie, wie die Weiterbildungsinvestitionen an den Qualifizierungsbedarf optimal angepasst werden können." So erheben fast 30 Prozent der befragten Unternehmen den Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter nicht. Nach einem Kurs lassen zwar viele Unternehmen ihre Mitarbeiter diesen bewerten, einen bezifferbaren "Return on Investment" der Maßnahmen ermitteln nur 14 Prozent der Betriebe. Allerdings kennen 15 Prozent der Unternehmen ihre Gesamtaufwendungen für die betriebliche Weiterbildung gar nicht und können entsprechend auch keine Weiterbildungsrendite berechnen.
Soft Skills werden selten trainiert
In vielen Betrieben besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem von den Personalverantwortlichen wahrgenommenen Qualifizierungsbedarf und den angebotenen Weiterbildungen. Auf Teamfähigkeit und andere Soft Skills beispielsweise legen vier von fünf Unternehmen großen Wert, während nur ein Fünftel der Personaler diese Qualifikation im erwünschten Ausmaß bei Bewerbern vorfindet. Trotz dieses Missverhältnisses forcieren lediglich 44 Prozent der Unternehmen das Training sozialer Kompetenzen. Wichtiger ist ihnen, Fachwissen zu vermitteln und Führungskräfte zu trainieren.
- 1. Kommunikative Kompetenz
Ihre Kommunikationsfähigkeit hilft Ihnen, Konsens herzustellen und Verständnis für Ihre Ziele und Wünsche zu erzeugen. - 2. Selbstbewusstsein
Selbstbewusst bedeutet unter anderem, sich selbst bewusst wahrzunehmen, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. - 3. Einfühlungsvermögen
Wer empathisch ist, kann andere leichter von seiner Sache überzeugen. - 4. Teamfähigkeit
In jeder Stellenanzeige ist Teamfähigkeit gefordert. Teamfähig zu sein bedeutet unter anderem, seine Rolle im Team zu erkennen und sich entsprechend der an diese geknüpften Erwartungen zu verhalten. - 5. Kritikfähigkeit
Kritikfähig zu sein bedeutet nicht nur, Kritik zu üben (fair, sachlich), sondern auch Kritik annehmen, reflektieren und entsprechend umsetzen zu können. Besonders in Teams, Projekten und in Führungssituationen spielt der Umgang mit Kritik eine entscheidende Rolle. - 6. Analytische Kompetenz
Wenn Sie Ihre analytischen Fähigkeiten trainieren, sind Sie in der Lage, Situationen rasch zu erfassen und entsprechend schnell zu reagieren. - 7. Vertrauenswürdigkeit
Vertrauen ist die Erwartung, sich in kritischen Situationen auf den anderen verlassen zu können. - 8. Selbstdisziplin/Selbstbeherrschung
Wer sich nicht selbst beherrscht, bleibt immer Knecht. Nur wer sich selbst im Griff hat, kann andere überzeugen. - 9. Neugierde
Neugierde ist die Voraussetzung für Kreativität. - 10. Konfliktfähigkeit
Nur wenn Sie andere Auffassungen akzeptieren können und sich offen mit Ihren Mitmenschen auseinander setzen, leben Sie ein selbstbestimmtes Leben. - 11. Durchsetzungsvermögen
Sich angemessen durchzusetzen bedeutet zu überzeugen, statt zu überreden - oder zu zwingen. Überzeugt folgen Ihnen andere gern auf Ihrem Weg. - Mehr zum Thema Soft Skills ...
... finden Interessierte im gleichnamigen Buch von Gabriele Peters-Kühlinger und Friedel John - erschienen bei Haufe im praktischen "TaschenGuide"-Format (passt in jede Hosentasche).