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"System ist kaputt" - Netzszene stellt provokante Diagnose

05.05.2015
Zur Internet-Konferenz re:publica werden 6000 Teilnehmer und 600 Redner erwartet. Sie fragen nach dem Überwachungsstaat, nach der Kulturproduktion im Netz und nach der Zukunft der Medien.
Foto: re:publica

Netzaktivisten, Youtube-Stars, Politiker und Fachleute aus der ganzen Welt kommen am Dienstag zur Internetkonferenz Re:publica in Berlin zusammen. Drei Tage lang debattieren die Besucher über Aktivismus, Online-Netzwerke oder Startups in Afrika. Zu den Rednern zählen der Blogger Cory Doctorow, der über die NSA-Überwachung sprechen wird, sowie die Forscherin Gabriella Coleman, die als eine der besten Kennerinnen der Anonymous-Bewegung gilt. Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina von der russischen Punkband Pussy Riot werden ebenfalls erwartet.

"Das System ist kaputt", lautet das provokative Thema des ersten Hauptredners Ethan Zuckerman, Mitbegründer der internationalen Blogger-Plattform globalvoices.org. "Viele Bürger glauben nicht mehr, dass die gegenwärtigen politischen Systeme noch zu größeren Veränderungen fähig sind", sagte der am Massachusetts Institute of Technology (MIT) tätige Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei nicht nur subjektive Wahrnehmung, sondern eine realistische Beobachtung. "Die Folge davon ist Misstrauen, das in weite Bereiche unseres bürgerlichen Lebens vordringt." Zuckerman wirbt dafür, dieses Misstrauen in eine konstruktive Kraft zu verwandeln, um neue politische Institutionen zu entwickeln.

Die Veranstalter rechnen mit 6000 Besucher auf der Konferenz, die 2007 als Bloggertreffen begann. Die neunte Auflage steht unter dem Leitthema "Finding Europe" und damit der Frage nach einer eigenständigen Haltung Europas zu digitaler Überwachung und Datenschutz. In diesem Jahr stehen auch zahlreiche Vorträge zu digitalem Journalismus und Medienwandel auf dem Programm. Sie finden unter dem Banner der "Media Convention" statt, die vom Medienboard Berlin-Brandenburg mitfinanziert wird. (dpa/mb)