Messegesellschaft hält an ihrer Strategie fest

Systec-Messe mit verwaschenem Zielgruppen-Konzept gescheitert

30.10.1992

MÜNCHEN (Is) - Bei der Systec 1992 hat die Münchener Messe- und Ausstellungsgesellschaft mbH (MMG) ihre Ziele klar verfehlt: Fläche, Zahl der Aussteller und Zahl der Besucher - bei allen drei Eckwerten blieb die diesjährige Veranstaltung hinter der von 1990 zurück.

Am Hinterausgang der Halle 16 erregte ein Banner ungewollte Heiterkeit. "Ende der Systec" stand dort in Riesenlettern schwarz auf weiß - "ein Menetekel" feixten Messebesucher wie aussteller gleichermaßen. Wetten auf einen Fortbestand der Systec mochte kaum einer abschließen - einer der wenigen: Gerd vom Hövel, Geschäftsführer der MMG.

In seinen Augen wäre es "völlig falsch", die Systec wieder mit der Systems zusammenzuführen. Rund ein Viertel weniger Aussteller (565) und die um mehr als ein Drittel geschrumpfte Ausstellungsfläche (33 000 Quadratmeter) sind für vom Hövel - allenfalls Ausrutscher. Er sieht "die klare Position der Systec als Spezialmesse bestätigt". Sie sei "auf ihrem Gebiet die Nummer eins in Europa und auf der Welt".

Insgesamt rund 30000 Besucher zählte vom Hövel, ein Viertel weniger als beim letzten Mal. Diese hatten heuer reichlich Platz; sogar spontane Minikonferenzen warfen kein Raumproblem auf.

Denn der MMG war es nicht einmal gelungen, die reduzierte Hallenfläche - die Hallen 18, 19 und 21 waren diesmal geschlossen - zu vermieten. Selbst in den publikumsstarken eingangsnahen Hallen 1 und 2 klafften große Lücken zwischen den Ständen. Die Messemacher füllten sie mit Sesseln oder versuchten, sie hinter Spanholz-Wänden zu verstecken. In Halle 16 war gar ein kompletter Flügel abgetrennt .

Kurzfristige Absagen eingeplanter Aussteller hatten die MMG zu radikalen Maßnahmen gezwungen. So zogen zum Beispiel die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) und die Daimler Benz AG noch nach Drucklegung des Messekataloges ihre Systec-Beteiligung zurück. Nach der Absage von DEC fand sich Control Data am Digital-Platz wieder.

Die äußeren Eindrücke drückten auf die Stimmung. Manfred Siebert, Vertreter von Prime Computervision und Vorsitzender des Ausstellerbeirats, äußerte sich zurückhaltend, insgesamt seien die Aussteller "verhalten zufrieden" mit der Systec gewesen.

Die Messegesellschaft bemühte sich, aus dem schlechten Besucherzuspruch das Beste zu machen. Sie entdeckte "87 Prozent Beschaffungsentscheider" unter den Messebesuchern. "Absoluten Quatsch" nannte das Werner Eckhoff, Marketing-Direktor beim Aussteller ASK Ingres. Er frage sich, "auf welcher Messe vom Hövel war?"

Obwohl die Aussteller schon 1990 die Überschneidung mit der Orgatec kritisiert hatten, waren die Kölner und die Münchner Messemacher wieder nicht zu einer Abstimmung der Termine gekommen. Für 1994 versprach MMG-Geschäftsführer vom Hövel ein besseres Timing.

Fehler auf seiten der Messegesellschaft vermochte vom Hövel nicht zu erkennen. Natürlich finde diese "internationale Fachmesse für Informationstechnik in Entwicklung, Produktion, Logistik und Qualitätssicherung" auch 1994 statt, und: "Das Konzept der Systec bleibt." In einem Nachsatz hielt er sich aber doch die Option offen, quasi die Systems in die Systec zu integrieren: "Im Sinne einer ganzheitlichen Sichtweise" der DV in produzierenden Unternehmen sei es angebracht, die Bereiche Verwaltung und Administration einzubeziehen".

Er werde in Sachen Systec jedenfalls keineswegs einen Rückzieher machen, bekräftigte vom Hövel. "Wenn wir vor lauter Wehklagen anfangen, den Griffel fallen zu lassen, können wir in Europa mit der Fertigungsindustrie einpacken."