Symmetric Multiprocessing in Netware 4.1 Novell wahrt mit Netware SMP ein letztes Stueck Kontinuitaet

06.10.1995

ATLANTA (hi) - Einen vermeintlichen Wettbewerbsvorteil von Microsoft im Rennen der Server-Betriebssysteme um den ersten Platz konnte Novell nun egalisieren. Nachdem die Gates-Company mit Windows NT bereits seit laengerem Multiprozessor- Hardwareplattformen unterstuetzt, zog Novell jetzt mit dem neuen "Netware 4.1 Symmetric Multiprocessing" (SMP) gleich.

Der Startschuss fuer Netware SMP signalisiert eine gewisse Kontinuitaet der Networking-Company. Immerhin hatte das Unternehmen mit der juengst erfolgten Aufgabe von Unix seine erst vor einem Jahr ebenfalls in Atlanta verkuendete neue Strategie wieder ueber den Haufen geworfen.

Einen neuen Weg geht Novell auch in Sachen Vertrieb von Netware SMP: Die als NLM-Add-on konzipierte Software ist ab dem vierten Quartal 1995 ausschliesslich ueber OEM-Partner erhaeltlich. Richard King, Executive Vice-President der Novell Systems Group, begruendete diese Entscheidung damit, dass nur so ein guter Support gesichert sei.

Oracle liefert SMP schon im Oktober aus

Zu den OEM-Partnern, die bereits eine Unterstuetzung des neuen Netware-Release zugesagt haben, gehoeren laut Novell Acer, AT&T GIS, Compaq, Dell, Digital, Fujitsu, HP, Hitachi, IBM, ICL, NEC, Netframe, Olivetti, Sony, Tricord, Toshiba, Unisys sowie Zenith. Den Bedarf nach soviel Server-Power sieht King vor allem dadurch begruendet, dass zusaetzliche Funktionen wie der hauseigene Verzeichnisdienst Netware Directory Service (NDS) und Applikationen wie Datenbanken, Messaging oder Internet schnell die Leistungsgrenze eines Servers mit nur einer CPU erreichen. Zumal wenn, wie Tobey Corey, Vice- President der Marketing Operating Systems Division, zu bedenken gab, bereit 50 bis 60 Prozent der Prozessorleistung dafuer benoetigt werden, Daten von der Festplatte auf die Netzkabel zu transferieren.

Wie auf der Networld+Interop in Atlanta zu hoeren war, will Oracle bereits im November eine SMP-faehige Version seines "Oracle 7 Enterprise Server" ausliefern. Die Wettbewerber Sybase und Btrieve haben entsprechende Varianten fuer 1996 angekuendigt. Dagegen unterstuetzt das Groupwise Post Office, das Herzstueck von Novells Messaging-Plattform, SMP bereits. Andere Groupwise-Elemente wie der Message Transfer Agent (MTA) oder das SMTP Gateway NLM befinden sich derzeit noch im Betatest und sollen innerhalb der naechsten 90 Tage fertiggestellt werden. In Zukunft erwartet Corey darueber hinaus SMP-faehige Applikationen in Sachen Internet und fortgeschrittener Speicherverwaltung, System-Management sowie Programme, die NDS nutzen.

Technisch gesehen besteht die Multiprozessor-Netware aus einem preemptiven SMP-Kernel sowie einem Platform Specific Module (PSM) zur Hardware-Abstraktion. Dieses NLM muss vor dem eigentlichen SMP- Kernel geladen werden, um den API-Zugriff auf die verschiedenen Prozessoren zu steuern. Ueber diese APIs koennen dann sogenannte Multithreaded Applications die SMP-Funktionen nutzen. Dabei steht laut Novell SMP-Applikationen eine symmetrische Umgebung zur Verfuegung, deren Speicherraeume geschuetzt sind.

Zwar unterstuetzt Netware SMP bis zu 32 Prozessoren, doch wie aus dem Lager der Server-Produzenten hinter vorgehaltener Hand zu hoeren war, ist derzeit auf Intel-Plattformen nur der Einsatz von bis zu vier Chips sinnvoll. Darueber hinaus habe Intel ein Problem mit dem Caching der Prozessoren, so dass mehr CPUs nicht unbedingt mit mehr Leistung gleichzusetzen sind. Zusaetzlich sei auf Hardwareseite die Auslegung des Memory-Bus von entscheidender Bedeutung, um die Vorteile des symmetrischen Multiprocessings auch wirklich nutzen zu koennen.