Symantec und G Data streiten

09.11.2004
Der Norton-Antivirus-Hersteller wirft dem Wettbewerber vor, mit falschen Informationen für seine Produkte geworben zu haben.

Der König ist tot. Es lebe der König." Mit diesem Slogan und einer gekrönten Packung von G Datas "Antivirenkit 2005" neben einem umgefallenen Softwarepaket des Wettbewerbers Symantec hat die G Data Software AG zuletzt für ihre Antivirenlösung in verschiedenen PC-Magazinen geworben. Außerdem rühmte sich der Hersteller damit, in den vergangenen 30 Monaten die meisten Testauszeichnungen erhalten zu haben. "Da können andere ruhig gelb vor Neid werden", so das anzügliche Fazit der Anzeige.

Das will sich Konkurrent Symantec, der in seinen Anzeigen mit gelben Softwarepaketen und gelb gekleideten IT-Schutzmännern und -frauen wirbt, nicht gefallen lassen. Das Unternehmen drohte mit gerichtlichen Schritten und forderte eine Unterlassungserklärung von G Data. Die Slogans wie auch die gestürzte Symantec-Verpackung werteten die eigenen Produkte ab und verstießen deshalb gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), argumentierten die Symantec-Anwälte. Einer Pressemitteilung von G Data zufolge hat der Wettbewerber außerdem mit Schadensersatzforderungen gedroht und die beiden Vorstände von G Data zur Zahlung von je 10000 Euro für die Abmahnung aufgefordert.

In einer ersten Reaktion gaben sich die G-Data-Vorstände unbeeindruckt. Die Tatsache, dass ein Konkurrenzprodukt mehr Auszeichnungen gewonnen habe, mache den Quasi-Monopolisten natürlich nervös, stichelte Fridolin Rummel. Daher versuche es der Konkurrent mit fragwürdigen Methoden wie dem Versuch, die Vorstände persönlich haften zu lassen, oder durch Winken mit abenteuerlichen Schadensersatzforderungen. "Das offenbart nur Hilflosigkeit."

"Gelber Monopolist"

"Natürlich sind wir der Albtraum des gelben Monopolisten", ergänzte sein Vorstandskollege Dirk Hochstrate. Die juristischen Winkelzüge änderten nichts an der Faktenlage: "Wir lassen uns nicht einschüchtern", gab sich der Manager kämpferisch.

Mittlerweile haben die G-Data-Verantwortlichen aber doch einer Unterlassungserklärung zugestimmt, berichtet Symantec-Sprecherin Corinna Pradel. Gestoßen habe sich Symantec in erster Linie an den zahlreichen Testsiegerauszeichnungen, die G Data für sein Antivirenkit gewonnen haben wollte. "Das waren zum Teil nur Kaufempfehlungen", moniert die Sprecherin. Aufgrund dieser Falschaussagen habe sich Symantec dazu entschlossen, gegen G Data vorzugehen.

Michael Klatte, Sprecher von G Data, räumt ein, dass eine Unterlassungserklärung unterschrieben wurde. Allerdings gebe es noch Diskussionen beispielsweise um den Begriff "Testsiegerkönig". Dazu hätten beide Parteien unterschiedliche Meinungen. Deshalb habe G Data in diesem Punkt noch keiner Unterlassungserklärung zugestimmt. "Jetzt schieben wir uns gegenseitig die Testergebnisse zu", berichtet Klatte. Die Diskussionen drehen sich hauptsächlich darum, inwieweit die Bewertungen vergleichbar und wie die Auszeichnungen zu werten seien: als Testsiege, Einzelplatzbenotung oder Kaufempfehlung.

Nicht der erste Streit

Inwieweit G Data Schadensersatzanspüche seitens Symantecs zu fürchten hat, vermag Klatte derzeit nicht zu sagen. Dies werde momentan von der Rechtsabteilung geprüft. Es sei jedoch anzunehmen, dass die Forderungen Symantecs aus den Vorgängen im vergangenen Jahr herrühren. Bereits im Herbst 2003 gab es Streit um eine Kampagne von G Data. In der Anzeige flog ein roter Karton des Antivirenkits auf eine gelbe Packung von Symantec und zerquetschte diese. "Das war vielleicht etwas provokant und nicht ganz einwandfrei", gibt Klatte zu. Daher hatte G Data vor einem Jahr bereits einer Unterlassungserklärung zugestimmt. Die aktuelle Werbekampagne wertet Symantec offenbar als Verletzung dieser Erklärung.

Im Vergleich zur letztjährigen Anzeige sei die jüngste Kampagne nicht so reißerisch, versucht Klatte die Wogen zu glätten. Trotz allem Ärger will sich G Data nicht von seinem aggressiven Werbungsstil abbringen lassen. Auch die kommenden Werbeanzeigen, die bereits gebucht seien, dürften für Gesprächsstoff sorgen, kündigte der G-Data-Sprecher an. (ba)