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Suse entlässt zwei Drittel der US-Belegschaft

08.02.2001
Suse Inc., US-Ableger des Nürnberger Linux-Distributors, besteht nur noch aus einer 15-köpfigen Rumpfmannschaft, die verzweifelt auf der Suche nach einem tragfähigen Geschäftsmodell ist.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Ableger des Nürnberger Linux-Distributors Suse Linux AG hat gestern zwei Drittel seiner Belegschaft entlassen. Bei Suse Inc. verbleibt nur noch eine 15-köpfige Rumpfmannschaft. President Volker Wiegand hat die Meldung gegenüber "Client Server News" bestätigt, obwohl die PR-Verantwortlichen die Entlassungen zuvor bestritten hatten (was laut Wiegand "Konsequenzen haben" wird). Durch den Stellenabbau wolle der US-Ableger jährlich Kosten im Bereich von vier bis fünf Millionen Dollar sparen, so Wiegand weiter.

Suse US müsse schneller profitabel werden als im ursprünglichen Business-Plan vorgesehen, erklärte Wiegand weiter. "Die Timeline hat gegenüber vor einem Jahr verändert", erklärte der US-Statthalter. Suse Inc. soll demnach binnen sechs Monaten und nicht erst 2002 schwarze Zahlen schreiben. Die Profitabilität werde das Vertrauen der Zielkunden aus dem Segment der 2000 größten Unternehmen weltweit stärken.

Weitere Aussagen Wiegands werfen ein ausgesprochen düsteres Licht auf die Zukunft der Firmen, die ihr Geschäftsmodell auf Linux gründen. Das quelloffene Unix sei ein "gefallener Engel", so der Suse-Mann, der inzwischen sogar tiefer gefallen als zuvor aufgestiegen sei. Linux sei ein Opfer von Hype und irrationalen Erwartungen. Die meisten Kunden hätten missverstanden, dass Linux nicht etwa brandneue Technik, sondern eher ein recyceltes Unix sei. "Die Regeln der Physik können wir in diesem Universum nicht ändern", bekannte Wiegand. Linux könne bestenfalls "bessere Technik fürs gleiche Geld" bieten.

Suses Geschäft hänge davon ab, dass Linux stärker Mainstream werde. Bis dieses Nirvana erreicht sei, müsse die Company sich durchschlagen. Leider gebe es keine Glaskugel, die ihm verrate wie lange das dauern werde, klagte Wiegand weiter. Suse werde sich in den USA verstärkt auf das Boxen-Geschäft konzentrieren, auch wenn viele Händler über die Linux-Pakete klagten, die in den Regalen verstaubten. Suses einzige echte Rivalen seien Red Hat und Mandrake.

Das Service-Geschäft, bei der deutschen Mutter schon besser entwickelt, sei in den USA noch nicht in Gang gekommen. Solange Suse nach einem validen Geschäftsmodell für seine Service-Ambitionen und "dem Schlüssel" suche, werde es seine Partnerschaften (u.a. mit Oracle, SGI, Compaq sowie IBM Global Services) als Ersatz für direktes Geschäft nutzen.