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Unternehmen wollen Zugang sperren

Surfen am Arbeitsplatz: Online-Videos stark im Kommen

04.03.2008
Von pte pte
Der Konsum von Online-Videos am Arbeitsplatz nimmt kräftig zu. Unternehmen mögen dies nicht, denn sie unterstellen Leistungseinbußen der Mitarbeiter.

Nachdem Unternehmen damit zu kämpfen hatten, dass ihre Mitarbeiter zunehmend mehr Zeit mit E-Mailverkehr, Chatten und anderen privaten Internetaktivitäten verbrachten, rauben nun die Videoportale wertvolle Arbeitszeit. So entdeckte die US-Bestattungsfirma Carriage Services, dass 70 Prozent der 125 Mitarbeiter im Unternehmenshauptsitz regelmäßig Videos auf Seiten wie YouTube und MySpace konsumieren. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, ließ der Technik-Administrator daraufhin umgehend den Zugang zu den betreffenden Seiten sperren.

Carriage Services ist mit seinen videosüchtigen Mitarbeitern kein Einzelfall. Immer mehr Unternehmen kappen den Zugang zu Videoportalen, weil dadurch große Schäden für die Firmen entstehen. Laut Erhebungen von Nielsen Online werden in der Mittagszeit zwischen zwölf und 14 Uhr die meisten Internet-Videos konsumiert. Das ist gleichzeitig ein Zeitraum, in dem sich der Großteil der Bevölkerung bei der Arbeit befindet. Das private Videovergnügen im Büro schlägt sich aber nicht nur auf die Produktivität nieder. Insbesondere kleinere Unternehmen, deren Technik nicht so umfassend ausgestattet ist, beklagen die Ausreizung ihrer limitierten Breitbandzugänge. Das Downloadvolumen werde demnach häufig mit Videodateien zugemüllt und es bleibe keine Kapazität mehr für arbeitsrelevante Internetaktivitäten.

Dass das Internet inzwischen die größte Ablenkung am Arbeitsplatz darstellt, bestätigen auch Untersuchungen aus Deutschland. Zu Online-Videos im Einzelnen wurden aber bislang offenbar keine Daten erhoben. "Leider liegen uns noch keinerlei Zahlen zu dieser Thematik vor", sagt Guido Brinkel, Bereichsleiter Medienpolitik beim Bitkom, auf Nachfrage von pressetext. Daher seien auch keine Einschätzungen zu treffen, wie sehr Videoportale den Firmen tatsächlich schaden.

Die Unternehmen haben es jedenfalls mitunter schwer, schädigendes Surfverhalten zu unterbinden und gleichzeitig den Mitarbeitern nicht zu sehr auf die Füße zu treten. Und selbst wenn der Zugang zu bestimmten Seiten oder Portalen einfach gesperrt wird, ist damit das Problem meist nicht gelöst. Denn im Gegenzug arbeiten inzwischen auch viele Unternehmen mit Videos im Internet, nutzen Downloaddienste oder Online-Telefonservices. Dabei einen Weg zu finden, "wichtige" Seiten zugänglich zu machen und "unwichtige" zu blockieren, stellt die Techniker oft vor eine unlösbare Herausforderung.

Häufig versuchen die Unternehmen vorab klare Verhältnisse zu schaffen und das private Surfen über Betriebsvereinbarungen zu regeln. Fälle exzessiver Internetnutzung am Arbeitsplatz sind inzwischen auch schon vor Gericht gelandet, weil Angestellte deshalb entlassen wurden. Aber nicht nur Arbeitgeber, auch Arbeitnehmer zeigen sich zunehmend verärgert. Während die eine Seite über finanziellen Schaden klagt, fühlen sich die Mitarbeiter immer häufiger überwacht und der Spionage des Chefs ausgeliefert. (pte)

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