Zwei amerikanische Studien über japanische Aktivitäten für die 5. Rechnergeneration

Supercomputer: US-Forscher schlagen Alarm

07.01.1983

Als Antwort auf das vor kurzem in Angriff genommene japanische Projekt eines Supercomputers sollen die amerikanische Industrie, Regierung und die Universitäten gemeinsam ein ähnliches Projekt ins Leben rufen. Dies ist die Forderung zweier Studien, die von Computerwissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory beziehungsweise des Los Alamos National Laboratory erarbeitet wurden (vergleiche Analyse in CW Nr. 51/52/1982, Seite 3).

Der Livermore-Report stellt fest, daß die japanische Industrie an einem von der Regierung geförderten Supercomputerprojekt arbeiten, das zügig vorankommt Japans Absicht besteht, so die Analyse, im Bau der schnellsten und leistungsfähigsten Rechner der Welt. Damit will sich Japan auf einem Markt durchsetzen der bisher eine Domäne der amerikanischen Computerhersteller ist.

Nach Ansicht der Wissenschaftler von Los Alamos nähern sich die zur Zeit von den japanischen Herstellern angebotenen Großrechner dem Besten, was auf dem Markt erhältlich ist. Sie führen beispielsweise das System M280H IAP von Hitachi als Konkurrenz zur Cyber 205 von Control Data an, während Fujitsu an einem Feldrechner, dem Facom-APU arbeitet., der dem Cray-1 von Cray Research leistungsmäßig entsprechen soll.

Die Nachfolger dieser japanischen Systeme existieren bereits auf dem Reißbrett, bemerken die Wissenschaftler aus Los Alamos in ihrer Analyse. Sie glauben, daß das National Superspeed Computer Project einen Rechner hervorbringen wird, der die Leistung heutiger Großrechner weit übertreffen wird.

Das Energieministerium, argumentiert der Livermore-Report, sollte sich als einer der größten Anwende r von Supercomputern in den Vereinigten Staaten mit der Frage beschäftigen: "Was geschieht, wenn die besten lieferbaren Superrechner nicht ml eigenen Land hergestellt werden?" Die Strukturen solcher Rechnergiganten erforderten einen enormen Forschungsaufwand gerade in softwareorientierten Bereichen wie Parallelalgorithmen oder höheren Programmiersprachen. Das Ministerium müsse deshalb die Förderung der Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet verstärken und Möglichkeiten für gemeinsame Forschungsprojekte mit den Japanern erkunden.

Die japanische Regierung, so fährt der Report fort, unterstütze die Installation modernster Großrechner in den Universitäten des Landes. Im Vergleich mit diesen Universitäten, seien die amerikanischen Ausbildungsstätten weniger gut ausgerüstet

Das japanische Supercomputerprojekt soll nach der Analyse der Los Alamos-Wissenschaftler bis zum Jahr 1989 laufen. Als Ziel sei ein Großrechner geplant, dessen Leistung die der heutigen Systeme um den Faktor 1000 übertreffen soll. Folgende Leistungsanforderungen wurden gestellt:

- eine Durchsatzrate von zehn Gigaflop (zehn Milliarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde),

- eine Hauptspeichergröße von einem Gigabyte,

- eine Speicherbandbreite von einem Gigabyte sowie

- eine verteilte Parallelverarbeitungsstruktur.

Die Ausführung dieser Anforderungen verlangt grundlegende Fortschritte in der Komponententechnologie, der Rechnerarchitektur und der Algorithmen. Ferner sähen die

Japaner einen großen Bedarf an umfangreichen Möglichkeiten des numerischen Rechnens auf Gebieten wie der Kernfusion, der Bildverarbeitung im Zusammenhang mit der Erkundung von Erdressourcen durch Satelliten, in der Wettervorhersage, der Analyse von Elektrizitätsversorgungsnetzen sowie des Entwurfes höchstintegrierter Schaltungen

An dem Projekt sind Fujitsu, Hitachi, Nippon Electric, ferner Mitsubishi Electric, Oki Electric Industry sowie Toshiba beteiligt. Parallel zu diesem nationalen Projekt arbeiten einige dieser Unternehmen an eigenen Projekten auf diesem Gebiet, womit eine Ausweitung der technologischen Grundlagen der neuen Rechner erreicht werden soll.

*Robert Batt ist Mitarbeiter des West Coast Bureau der COMPUTERWORLD. Übersetzt aus COMPUTERWORLD von Hans J. Hoelzgen, Böblingen.