Supercomputer konkurrieren mit Grids

27.07.2005
Von Dr. Bernd

So geht es bei der numerischen Behandlung der Daten aus dem "großen Hadronen- beschleuniger" (Large Hadron Collider = LHC) im europäischen Kernforschungslabor Cern (Genf) um den Einsatz von zirka 14000 Standard-CPUs in Dual-CPU-Konfigurationen mit GB- und 10-GB-Ethernet-Verbindung. Dies ist ein Extremfall, weil aufgrund sehr günstiger Parallelisierungsbedingungen extremes Scale-out-Potenzial vorliegt. Er ist aber charakteristisch für die allgemeine Situation, die wir heute beobachten können.

Der Begriff "Supercomputer" hat sich von Systemen auf Basis sehr spezieller Technologie mit dem Anspruch eines breiten Anwendungsspektrums zu Systemen mit relativ normaler Server-Technologie verschoben und ist gleichzeitig in eine Anwendungsnische gerückt. Die Basis für die Mehrheit der "Supercomputer-Anwendungen" sind heute Server-Cluster in Standardtechnik. Und im technisch-wissenschaftlichen Umfeld hat man seit langem erkannt, dass mit effizienter Ressourcenteilung aus einer gegebenen Infrastruktur viel mehr tatsächliche Leistung erzeugt werden kann. Das "Cycle-Stealing" aus schwach ausgelasteten Systemen kann kostenlose IT-Kapazität generieren und "virtuelle" Supercomputer von nahezu unbegrenzter Dimension entstehen lassen.

Für dieses Prinzip und die damit einhergehenden Formen der Zusammenarbeit hat sich seit der Jahrtausendwende der Begriff "Grid Computing" etabliert. Alle genannten Aspekte hatten bislang zum Fortschritt im Enterprise Computing - also bei den transaktionsorientierten geschäftskritischen Anwendungen - wenig Bezug. Supercomputer liefen kurze Zeit in der industriellen Entwicklung, und mit Grid-Konzepten betreiben Banken heute Risiko-Management. Doch dies sind letztlich wiederum HPC-Anwendungen, deren Charakter sich von Software für Enterprise Resource Planning (ERP), Customer-Relationship-Management (CRM), Supply-Chain-Management (SCM) oder Business Intelligence (BI), die heute den Löwenanteil am gesamten Server-Workload ausmachen, stark unterscheidet.

Komplexe Strukturen