Sun wird Software-Company - glaubt IBMs William Zeitler

13.09.2007
In einem Exklusiv-Gespräch mit COMPUTERWOCHE Online sagte IBMs oberster Verantwortlicher für das gesamte Hardwaregeschäft William Zeitler, dass er Sun künftig als Software-Unternehmen sieht.

Zeitler, Senior Vice President and Group Executive of IBM Systems and Technology Group, äußerte sich im Interview unter anderem zu der Frage, welchen Sinn die Kooperation zwischen IBM und Sun gebe und ob nicht Sun ein vergleichsweise großes Risiko mit dieser Zusammenarbeit eingehe.

IBMs oberster Verantwortlicher William Zeitler sieht Sun Microsystems künftig vor allem als Software-Company.
IBMs oberster Verantwortlicher William Zeitler sieht Sun Microsystems künftig vor allem als Software-Company.

Zeitler antwortete darauf, Suns Chief Executive Officer (CEO) Jonathan Schwartz hätte in einem Gespräch mit ihm, Zeitler, gesagt, dass Sun einen Großteil seiner Zukunft auf Software setze. Tatsächlich habe Sun ja auch kurz danach sein Ticker-Symbol an der Nasdaq-Börse von "SUNW" auf "JAVA" geändert. Auch dies dokumentiere eine Ausrichtung. Zeitler führte zur Erläuterung seiner Meinung zu dem aus: "Ich weiß nun nicht genau, was Suns Strategie ist. Aber eins ist klar: Sun hat schon seit einer geraumen Zeit die Investitionen in Highend-Server zurückgeschraubt." Auch daran lasse sich ein Trend bei Sun ablesen.

Beide Unternehmen hatten Mitte August ein Vertriebsabkommen geschlossen, demzufolge IBM auf seinen BladeCenter-und System-x-Systemen sowie in Zukunft auch auf seinen Mainframes der System-z-Linie das Sun-Betriebssystem Solaris 10 einsetzen und auch unterstützen wird.

Nicht mehr so lustig: Kooperation Sun mit IBM

In der Branche wird seitdem spekuliert, Sun riskiere bei solch einem Deal, dass zunehmend Kunden auf die Idee kommen, ihre Serverlandschaften im Zuge von Konsolidierungsstrategien auf einen IBM-Großrechner zu verschmelzen. Spätestens dann dürfte Sun die mit IBM geschlossene Kooperation nicht mehr so lustig finden. Denn dann könnte Linux die bessere Unix-Alternative auf dem Großrechner sein als Solaris.

Im Interview sagte Zeitler, die IT-Industrie habe sich lange Zeit selbst blockiert. Sie habe proprietäre Hardware (hier insbesondere Prozessorplattformen) mit auf diese ausgerichtete Betriebssysteme und nur für diese Umgebungen geeignete Applikationen angeboten. Durch diese Strategie habe die Industrie die unterschiedlichen Hard- und Softwareplattformen und Applikationen hermetisch voneinander abgeschlossen. So habe etwa Sun seinen Sparc-Prozessor und sein Betriebssystem Solaris angeboten, IBM sei mit der Power-CPU und dem AIX-Betriebssystem angetreten, Windows sei vor allen Dingen auf Intel-basierten Maschinen gelaufen usw. Zeitler erwähnte nicht, dass natürlich auch IBMs Großrechnerwelt hermetisch abgeschlossen und proprietär war. Die Öffnung der Mainframe-Plattform Richtung Java und Linux fand erst in den vergangenen Jahren statt.

Mit der Entwicklung von Virtualisierungstechniken wie VMware und mit Betriebssystemen wie Linux, das auf allen Plattformen läuft, sei diese hermetische, proprietäre Welt aber aufgebrochen worden, sagte Zeitler weiter. Damit aber hätten sich die Glaubenskriege über Plattformen beruhigt. Heute überlege man sich in der IT-Branche nur noch, welche Technik und welche Hard- und Softwareumgebung am meisten Sinn gebe. Deshalb sieht Zeitler voraus, dass es künftig weniger Plattformen geben wird. Auf diesen aber werde es mehr Flexibilität bezüglich der Betriebssysteme geben. (jm)