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Sun will sich weiter für offene Standards einsetzen

07.04.2004

Sun Microsystems will trotz der Technologie-Kooperation mit Microsoft an offenen Standards festhalten. "Die Partnerschaft wird uns nicht davon abhalten, die Schnittstellen weiter offen zu halten", versicherte Sun-Chef Scott McNealy nach Bekanntgabe der Kooperation. Genau das benötigten die Kunden, um die Interoperabilität von Microsoft-Plattformen zu gewährleisten. Der Server-Spezialist hatte Ende vergangener Woche bekannt gegeben, alle Kartell- und Patentstreitigkeiten mit dem ehemaligen Erzrivalen aus Redmond gegen eine Zahlung von 1,6 Milliarden Dollar beizulegen. Weitere 350 Millionen Dollar erhalten die Kalifornier dafür, dass Microsoft Sun-Technik in Lizenz nimmt. Im Gegenzug wollen auch die Sun-Verantwortlichen Microsoft-Technik in ihren Produkten einsetzen.

Daryl Plummer vom Marktforschungsinstitut Gartner geht davon aus, dass die Sun-Strategie aufgehen wird. Es könnte sogar sein, dass Sun über die Kooperation mit Microsoft seine Botschaft der offenen Systeme besser verkaufen könne. Bruce Perens, prominenter Anwalt der Open-Source-Szene, will daran jedoch nicht glauben. Seiner Ansicht nach werde Sun kaum eine Chance haben, sich in Sachen Standards gegen Microsoft zu behaupten. Die Open-Source-Gemeinde werde künftig einen schwierigeren Stand haben. Auch für die Kunden würde es problematischer, weil sie in Zukunft weniger Auswahlmöglichkeiten hätten.

Dem widerspricht Suns neuer President und Chief Operating Officer (COO) Jonathan Schwartz. "Ich glaube, auch Microsoft wird sich künftig mehr mit offenen Standards beschäftigen müssen." Als Beispiel führt er das von Sun favorisierte Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) an. Auch wenn sich Microsoft wünsche, LDAP würde zugunsten des eigenen Active Directory verschwinden, werde es angesichts der weiten Verbreitung des von Sun verwendeten Standards sicher noch interessante Verhandlungen geben. Microsoft werde es Sun jedoch nicht zu einfach machen, glaubt Jonathan Eunice, Analyst von Illuminata Inc.. Vor allem im Bereich der Office-Dateiformate würden die Redmonder kaum von ihren bisherigen Positionen abrücken. (ba)