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Richter läßt sich technische Details erklären

Sun vs. Microsoft: Erste Anhörungen

01.09.1998
Von md 
Richter läßt sich technische Details erklären

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im von Sun Microsystems angestrengten Verfahren gegen Microsoft fanden gestern nach monatelangen Verzögerungen die ersten nichtoffiziellen Anhörungen statt. Richter Ronald Whyte im Bezirksgericht in San Jose, Kalifornien, hörte jede Seite zwei Stunden lang zu den technischen Details des Falls an. Ihm zur Seite stand Staatsanwalt John Flaherty als Special Master. Zunächst legten Rechtsvertreter von Sun die plattformübergreifende Funktion der Programmiersprache Java dar. Sie erklärten, wie Microsoft ihrer Meinung nach diese Eigenschaft durch das Hinzufügen von an das Betriebssystem Windows gekoppelte Komponenten zerstören wolle. Die Anwälte der Gates-Company ihrerseits machten den Richter auf „technische Unzulänglichkeiten" von Java aufmerksam, die das Hinzufügen von Microsoft-Komponenten notwendig mache.

Mit seiner im Oktober 1997 eingereichten Klage will Sun den Redmondern verbieten, das „Java-compatible"-Logo in seinem Browser zu verwenden. Nach Ansicht des Unternehmens aus Mountain View ist der Explorer nicht kompatibel zum Java Development Kit 1.1, da das Java Native Interface und die Remote Method Invocation nicht unterstützt würden. Zudem seien die Java Class Libraries so weit verändert worden, daß eine plattformunabhängige Nutzung nicht mehr möglich sei. Microsoft hatte auf die Vorwürfe mit einer Gegenklage geantwortet.

Als Hauptargument führt der Softwaregigant an, Sun habe durch die Akzeptanz einer Lizenzgebühr den Bruch der Java-Vereinbarungen akzeptiert. Die Gebühren in Höhe von 3,75 Millionen hatte Microsoft im Mai dieses Jahres bezahlt. Am 10. September haben beide Parteien die Möglichkeit, ihre Standpunkte in einer 45minütigen Rede öffentlich darzulegen.