Sun verliert Softwarechef Loiacono

20.03.2006
John Loiacono verlässt nach 20 Jahren das Unternehmen und wechselt zu Adobe.

Nachdem erst kürzlich Vertriebschef Robert MacRitchie seinen Eintritt in den Ruhestand angekündigt hatte, folgte nun der zweite schwere Aderlass an der Konzernspitze: John Loiacono, verantwortlich für die Software-Division von Sun, zieht es zu Adobe, einen der führenden Anbieter von Software für Dokumenten-Management, Grafikverarbeitung und Anwendungsentwicklung. Bei Sun wird nun Jonathan Schwartz, derzeit President und Chief Operating Officer (COO), die Software-Unit vorübergehend leiten, bis ein Ersatz für Loiacono gefunden ist.

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Bei Adobe übernimmt Loiacono das Amt eines Senior Vice President für Creative Solutions. Damit wird er verantwortlich für die Entwicklung und Vermarktung der gesamten Creative-Produkte, darunter Macromedia Studio, Photoshop, Illustrator, Indesign und andere. Er berichtet an Shantanu Narayen, Adobes President und COO.

Erst vor wenigen Tagen hatte Loiacono im Interview mit der computerwoche den Linux- und Open-Source-Kurs seines Unternehmens verteidigt. Sun sei in dieser Hinsicht engagierter als jedes andere IT-Großunternehmen. "95 Prozent unserer Software sind Open Source", sagte der Softwarechef. In Sachen Offenheit sei sein Unternehmen anderen weit voraus, was sich auch daran zeige, dass Sun inzwischen rund 1600 Patente für die Nutzung in Open-Source-Projekten freigegeben habe.

Gleichzeitig verteidigte er den restriktiveren Java-Kurs seines Unternehmens. Man wolle die Aufspaltung der Java-Entwicklung in verschiedene Varianten verhindern. "Einer der größten Vorteile von Java ist seine Reinheit. Wenn Microsoft 1997 hätte Java verändern dürfen, was schließlich gerichtlich untersagt wurde, gäbe es heute zwei Java-Varianten."

In der Funktion des Softwarechefs war Loiacono drei Jahre im Amt. In dieser Phase kam es unter anderem zum Rollout von Solaris 10 als kostenloses Produkt unter der Open-Source-Lizenz "Common Development and Distribution Licence" (CDDL). Außerdem wurde der Middleware-Stack Java Enterprise System (JES) als Paket geschnürt und nach einem neuen Bezahlmodell pro Mitarbeiter im Unternehmen vermarktet.

Während Loiaconos Abgang kommissarisch von Schwartz aufgefangen werden soll, ist Sun in der Frage des Vertriebs schon einen Schritt weiter. Auf den zuletzt glücklosen MacRitchie folgt Don Grantham, bislang in der Rolle eines Executive Vice President für Suns Service-Sparte verantwortlich. Er wird künftig der kombinierten Unternehmenssparte Global Sales and Services vorstehen. Sun trägt damit dem Trend Rechnung, dass die Softwaregeschäfte aufgrund des Open-Source-Trends immer weiter zurückgehen. (hv)