Übernahme von Pixo soll Java-Technik im mobilen Sektor pushen

Sun sucht neue Einnahmequellen

04.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Mit der Übernahme von Pixo will Sun Microsystems im künftigen Geschäft mit mobilem Content wie Spielen, Klingeltönen und Bildschirmschonern für Handys mitverdienen. Diese Strategie soll auch die erst Anfang Juni gegründete Spieleabteilung unterstützen.

Sun Microsystems wird für einen nicht genannten Betrag in bar den Softwareanbieter Pixo übernehmen. Das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen entwickelt Software, mit deren Hilfe Mobilfunkbetreiber Inhalte für mobile Endgeräte wie Handys oder Handhelds vertreiben und abrechnen können. Zum gebührenpflichtig vertriebenen Content zählen beispielsweise Klingeltöne, Bildschirmschoner und Java-basierende Spiele für Handys. Allerdings ließe sich die Software auch in Unternehmen einsetzen, um beispielsweise Applikationen und Daten an mobile Außendienstmitarbeiter zu verteilen.

Content verteilen und abrechnen

Es gibt unterschiedliche Einsatzgebiete für den "Mobile Download Server" (MDS) von Pixo, erläutert Eric Chu, Leiter des Java-2-Platform-Micro-Edition-(J2ME-) Bereichs innerhalb von Suns Software Systems Group. Während Mobilfunkbetreiber in erster Linie an den Abrechnungsmöglichkeiten interessiert seien, könnten Unternehmen damit die Verteilung ihrer Anwendungen und digital vorliegenden Informationen vereinfachen. Außerdem adressiere die Software den gesamten Markt für Unterhaltungselektronik. So könnten Chu zufolge neben mobilen Endgeräten auch Settop-Boxen, Hifi-Anlagen oder Automobile künftig drahtlos via Mobilfunkanbindung mit verschiedenen Inhalten versorgt werden.

Pixo soll in Suns Software-Division integriert werden. Den rund 30 Mitarbeitern will der kalifornische Unix-Spezialist neue Arbeitsverträge anbieten. Die Software soll Bestandteil von Suns "Project Orion" werden.

Nach Einschätzung von John Jackson, Analyst der Yankee Group, unterstützt Sun mit dem Zukauf seine J2ME-Strategie. Es genüge nicht, nur die Java-Technik anzubieten. Kunden benötigten auch die entsprechenden Tools, um die Technik einzusetzen. Außerdem habe Sun nach wie vor gute Kontakte in die Szene der Telekommunikationsanbieter. Viele große Telkos haben in den Boom-Zeiten ihre Rechenzentren mit Sun-Servern bestückt. Auch unter den Herstellern mobiler Endgeräte gewinnt Sun zunehmend Verbündete. So planen beispielsweise Nokia, IBM und Palm, Java-Laufzeitumgebungen in ihre Geräte zu integrieren. Auch der langjährige Sun-Rivale Intel öffnet seine mobile Prozessorplattform "Xscale" für die Java-Technik.

Java als Spieleplattform

Die Sun-Verantwortlichen versuchen unter anderem mit der "Java-powered"-Kampagne, die Plattform bei den Endverbrauchern als Marke zu etablieren. Mit Hilfe der Anfang Juni dieses Jahres gegründeten "Game Technologies Group" will man Spieleentwicklern die Java-Plattform schmackhaft machen. Gerade für Online-Spiele würde sich Java aufgrund der Plattformunabhängigkeit eignen, so die Argumentation der Sun-Manager. Hintergedanke dabei könnte auch sein, das lahmende Hardwaregeschäft wieder anzukurbeln. So stellen Online-Spiele auf Java-Basis hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der zugrunde liegenden IT-Infrastruktur.

Zwar bieten die Kalifornier ihre Java-Technik bereits seit längerem für mobile Anwendungen an. Gerade vor dem Hintergrund stagnierender Server-Geschäfte sind die Kalifornier jedoch dazu gezwungen, neue Einnahmequellen zu erschließen. Er gehe davon aus, dass in diesem Jahr weltweit mehr mobile Endgeräte als PCs verkauft würden, versucht auch Suns Softwarechef Jonathan Schwartz dem neuen Geschäft Schwung zu geben. (ba)