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Sun stellt Ultrasparc-V- und Gemini-Entwicklung ein

13.04.2004

Sun Microsystems hat die Entwicklungsarbeiten am Server-Prozessor "Ultrasparc V" und damit den korrespondierenden "Eagle"-Maschinen sowie dem Dual-Core-Chip "Gemini" für Bladeserver eingestellt. Das Unternehmen konzentriert sich nunmehr auf die Weiterentwicklung des Ultrasparc IV sowie die Multicore-CPUs "Niagara" und "Rock".

"Um in die Gewinnzone zurückzukehren, müssen wir einige schwierige Entscheidungen treffen", kommentierte eine Firmensprecherin. Auf der einen Seite vereinfacht der Verzicht auf Ultrasparc V (Codename "Millennium") und Gemini die Zukunft von Sun und seiner "Throughput-Computing"-Initiative. Kunden hätten mit dem Ultrasparc V für relativ kurze Zeit auf eine neue Systemarchitektur umsteigen müssen, bevor der Hersteller auf breiter Front das Multicore-Zeitalter einläutet. Andererseits verdeutlicht die Entscheidung Suns Probleme in der Welt der Chipanbieter. Die hauseigene RISC-Linie hat in den letzten Jahren aus der Sicht von Analysten und auch gemessen in Benchmarks gegenüber der Konkurrenz von beispielsweise IBM und Intel kontinuierlich an Boden verloren.

Die Arbeit an beiden eingestellten Prozessoren war bereits weit fortgeschritten - der Ultrasparc V war "taped out", also vom Design her fertig. Mittelfristig werden sich Sun-Anwender zunächst mit schnelleren Varianten des Ultrasparc IV begnügen müssen, geplant ist unter anderem ein "Ultrasparc IV+" mit integriertem Hochgeschwindigkeits-Cache. Das Aus für den bereits in Siliziumgestalt vorhandenen Gemini kommt weniger überraschend, da dieser Chip ohnehin eher eine Anomalie darstellte. Er sollte aus zwei Ultrasparc-II-Cores bestehen - diese Architektur hat Sun seit 1999 nicht mehr verbessert. Und dass auch Sun einen Dual-Core-Chip auf die Beine stellen kann (dafür war Gemini unter anderem ein quod erat demonstrandum), hat es mit dem Ultrasparc IV inzwischen bewiesen.

Mit der Einstellung der beiden Projekte will Sun wohl vor allem sicherstellen, dass seine geplanten Multicore-Chips so schnell wie möglich marktreif werden und sich nicht derart massiv verspäten wie beispielsweise der Ultrasparc III. "Die neuen CMT-Chips [Chip Multithreading] sind so viel versprechend, dass wir die Ressourcen dahinter maximieren wollen", ist die offizielle Aussage von David Yen, Suns Executive Vice President of Processor and Network Products. Sun verlagere eine "signifikante Anzahl" von Ingenieuren von den eingestellten auf die Multicore-Design-Projekte.

Der mit mehreren Threads und acht Cores ausgestattete Niagara soll 2006 auf den Markt kommen. Er basiert auf Technik, die Sun mit dem Zukauf von Afara im Jahr 2002 übernommen hatte. Der ebenfalls mit mehreren Kernen versehene Chip mit dem Codenamen Rock, über den noch wenig Details durchgesickert sind, folgt später. Beide Prozessoren werden laut Yen "bis ins letzte Bit" Sparc-kompatibel sein. Ob sie weiterhin den Ultrasparc-Namen tragen würden, sei noch nicht entschieden. Einer von beiden könne aber durchaus anstelle des Millennium als Ultrasparc V erscheinen. (tc)