Deutsche Tochter trotzt dem konzernweiten Negativtrend

Sun sitzt in der Krise fest

01.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Mit einem durchwachsenen vierten Quartal beendete Sun Microsystems ein insgesamt sehr schwieriges Geschäftsjahr 2003. Die Umsätze des Unix-Server-Spezialisten sind nun bereits seit mehr als zwei Jahren konstant rückläufig.

Für das am 30. Juni beendete vierte Quartal wies Sun einen Nettogewinn von zwölf Millionen Dollar aus. Das sind 80 Prozent weniger als die 61 Millionen Dollar aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das aktuelle Ergebnis enthält Sonderabschreibungen aus Beteiligungen in Höhe von 26 Millionen Dollar. Auch der Umsatz war mit 2,98 Milliarden Dollar gegenüber den 3,42 Milliarden Dollar, die in der entsprechenden Vorjahresperiode verbucht werden konnten, enttäuschend. Damit sind Suns Quartalsumsätze zum neunten Mal in Folge rückläufig.

Hohe Wertberichtigungen

Die Einnahmen der Kalifornier für das gesamte Geschäftsjahr 2003 gingen im Vorjahresvergleich um 8,5 Prozent von 12,49 auf 11,43 Milliarden Dollar zurück. Der operative Verlust betrug 2,38 Milliarden Dollar beziehungsweise 75 Cent je Aktie. Im Geschäftsjahr 2002 hatte bereits ein Minus aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 587 Millionen Dollar zu Buche geschlagen. Der operative Verlust im Fiskaljahr 2003 schließt allerdings, wie das Unternehmen mitteilte, Wertberichtigungen auf Finanzanlagen in Höhe von rund 2,13 Milliarden Dollar ein.

Die grundsätzlichen Probleme der Kalifornier sind seit längerem bekannt. Im Lowend-Segment sieht sich der Hersteller unter wachsendem Druck preisgünstigerer Intel-Systeme mit Windows oder Linux als Betriebssystem-Plattform; im Highend-Geschäft versuchen die beiden größten Sun-Konkurrenten, Hewlett-Packard (HP) und IBM, sich verstärkt durch ihre Services zu differenzieren und ihren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Gleichzeitig kritisieren immer mehr Branchenkenner den bis dato praktizierten Grundsatz von Sun, bei seinen höherpreisigen Servern nahezu alle Komponenten - inklusive Prozessoren - selbst zu entwickeln und zu fertigen, was einen immer größeren Entwicklungsaufwand nach sich zieht. Zudem gelinge es der Company nicht, neue Produkte und Dienstleistungen wie das Softwarepaket "Project Orion" und vor allem das Utility-Computing-Angebot "N1" schnell genug in den Markt zu bringen.

CEO Scott McNealy ging in seinem offiziellen Statement zur Quartals- und Jahresbilanz direkt auf diese Vorwürfe ein und erklärte, dass "die Innovations-Pipeline voll und damit die Marktchancen vorhanden" seien. Man werde nun "schnell liefern". Ansonsten sei man bei Sun natürlich nicht glücklich über das Ergebnis: "Wir müssen alle unsere Energien darauf konzentrieren, die Umsätze wieder zu erhöhen und Gewinne einzufahren."

Wesentlich besser als der Gesamtkonzern schnitt die deutsche Tochter ab. Eigenen Angaben zufolge steigerte die in Kirchheim bei München ansässige Sun-Dependance ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 874 Millionen Dollar. Geschäftsführer Helmut Wilke führte dies auf die Tatsache zurück, dass die Kunden Angebote seiner Company im Server- und Storage-Bereich rund um das Thema Konsolidierung "sehr positiv annehmen". Auch der Mittelstand setze, so Wilke, zunehmend auf Sun-Produkte und trage hierzulande inzwischen rund zehn Prozent zum Umsatz bei.

Konzernweit ist man offenbar erst dabei, kleine und mittelständische Anwender als Klientel zu entdecken. So kündigte Sun Anfang dieser Woche zusammen mit dem Distributor Tech Data eine umfassende Vertriebskooperation im Bereich so genannter Mid-Market-Companies an. Von beiden Partnern entsprechend zertifizierte Reseller sollen dabei - zunächst nur in den Vereinigten Staaten - spezielle Einstiegspakete für Server, Workgroup-Computing und Speichersysteme auf der Basis von Sun-Produkten schnüren. (gh/tc)