Java-Spezifikation setzt Web-Services um

Sun schickt J2EE 1.4 ins Rennen

05.12.2003
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems hat die Version 1.4 der Java 2 Enterprise Edition freigegeben. Die Spezifikation soll vor allem Web-Services-Standards in die Java-Plattform integrieren. Der Hersteller will zudem einen dazu kompatiblen Applikations-Server auf den Markt bringen.

Zu den wichtigsten Bestandteilen von J2EE 1.4 zählt die Schnittstelle JAX-RPC 1.1. Mit der Java-API für XML-basierende Remote Procedure Calls lassen sich Servlets beziehungsweise Enterprise Javabeans als Netzdienste zugänglich machen. Hierzu werden die Module mit einem entsprechenden, auf der Web Services Description Language (WSDL) aufsetzenden Interface versehen, die Kommunikation mit anderen Applikationen wickelt der Server über das Simple Object Access Protocol (Soap) ab. Für Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Web-Services-Implementierungen soll das "Web Services Interoperability Basic Profile 1.0" sorgen.

Eine Reihe von Herstellern entwickeln Applikations-Server auf der Grundlage von J2EE, so auch Sun. Die Firma möchte demnächst einen zur Version 1.4 kompatiblen Server herausbringen. Der "Java System Application Server 8" wird in der Basisversion ("Platform Edition") kostenlos sein. Zahlen müssen Kunden hingegen für eine Variante des Produkts ("Enterprise Edition"), die unter anderem Clustering-Funktionen, Load Balancing und Fehlertoleranz bietet. Die Platform Edition soll Ende des Jahres, das Enterprise-Produkt Mitte 2004 verfügbar sein.

Zwar hat Sun die Java-Technik erfunden, doch das Geschäft haben bisher Konkurrenten wie IBM und Bea gemacht. Zudem erfreut sich das Open-Source-Produkt Jboss bei Entwicklern großer Beliebtheit. Nun hat der Anbieter angekündigt, gegenüber dem Wettbewerb aufzuholen: "Sun wird in puncto Stückzahlen Marktführer bei Applikations-Servern", kündigte Jonathan Schwartz, Leiter von Suns Softwaresparte, an. Er bezog dies auf alle Varianten des Java-Server, also auch die kostenlose Platform Edition, die auch mit Solaris ausgeliefert wird.

Der J2EE-Player Bea ("Weblogic") will ebenfalls einen zu Version 1.4 kompatiblen Applikations-Server entwickeln, ein Verfügbarkeitsdatum wollte das Unternehmen bislang jedoch nicht nennen. Gleiches gilt für Oracle. IBM dagegen war nicht in der Lage, sich zur Kompatibilität der Websphere-Software zu J2EE 1.4 zu äußern. Die Jboss Group wurde inzwischen aktiv und hat das "J2EE 1.4 Compatibility Kit" von Sun in Lizenz genommen. Dies zählt zur Voraussetzung für eine J2EE-Zertifizierung. Dies ist insofern bemerkenswert, als sich Jboss bisher gegen diese Prozedur gestemmt hatte, einerseits wegen der Kosten, andererseits weil man den Sinn der Zertifizierung anzweifelte. (fn)

Deal mit Vignette

Zur Verbreitung der Sun-Server trägt auch der texanische Content-Management-Spezialist Vignette bei, der seine Zusammenarbeit mit dem Java-Erfinder ausgeweitet hat. Demnach will der Softwareanbieter neben dem Applikations-Server auch den Verzeichnis-Server "Java System Directory Server" in seine "V7 Content Management Suite" integrieren. Außerdem ist geplant, die Vignette-Produkte über entsprechende Portlets in den "Java System Portal Server" einzubinden. Hier präsentieren die Texaner jedoch eher alten Wein in neuen Schläuchen, denn eine solche Portalanbindung gab es schon für V6 (siehe www.computerwoche.de/go/80106822). Von der Integration verspricht sich Vignette, dass Kunden die V7-Produkte leichter installieren und konfigurieren können. Solaris ist nach Angaben der Texaner die meistgenutzte Plattform für die Content-Management-Suite.