Sun Microsystems bestätigt Pläne für eigene Datenbank

15.02.2005
Der Server-Spezialist will nun doch eine eigene "Sun DB" in sein Infrastrukturpaket "Java Enterprise System" (JES) integrieren.

Entgegen vorhergegangenen Beteuerungen von Seiten des Sun-Managements bestätigte nun John Loiacono, Executive Vice President für den Softwarebereich von Sun Microsystems, die Datenbankambitionen des kalifornischen Server-Spezialisten. Die Pläne befänden sich jedoch noch in einem sehr frühen Stadium, dämpfte er die Erwartungen. Außerdem sei nicht beabsichtigt, mit den großen Datenbankanbietern wie IBM und Oracle zu konkurrieren.

Die Spekulationen, Sun hege eigene Datenbankpläne, hatte Anfang Februar kein anderer als Firmenchef Scott McNealy selbst hervorgerufen. Auf einem Treffen mit Analysten hatte er eine Präsentation gezeigt, auf der neben anderen Datenbanken eine "Sun DB" erwähnt war. Auf Nachfragen antwortete er nur, man solle abwarten. Während McNealy nicht weiter ins Detail ging, heizte Sun-President Jonathan Schwartz die Gerüchteküche an, indem er sich darüber ausließ, die Anwender von Open-Source-Software interessierten sich nicht nur für ein Betriebssystem, sondern auch für Datenbanken.

Loiacono zufolge benötigt Sun aus zwei Gründen eine eigene Datenbank: zum einen, um Entwicklern ein einfaches integriertes Basissystem zur Verfügung stellen zu können, und zum anderen als Embedded Database für das Betriebssystem Solaris und den Directory Server. "Wir sprechen hier von einem kleinen Datenbanksystem", relativierte er. Daher sei auch keine größere Akquisition geplant, wie sie nötig wäre, um gegen die großen transaktionsorientierten Systeme der etablierten Anbieter wie IBM und Oracle anzutreten. Allerdings ließ sich Loiacono keine Informationen darüber entlocken, welches Produkt Sun in JES integrieren möchte. Er sagte lediglich, dass bis Mitte des Jahres eine Datenbank Bestandteil des Software-Stacks für Server sein solle.

Branchenbeobachter gehen davon aus, dass sich Sun für eine der Open-Source-Datenbanken wie "MySQL" oder "PostgreSQL" interessiert. Auch "Ingres", die Open-Source-Datenbank von Computer Associates (CA), könnte ein Kandidat sein. Die CA-Verantwortlichen wollten zu den Gerüchten bislang nicht Stellung beziehen. Sie bestätigten lediglich, dass es Gespräche mit Sun über eine Vereinheitlichung der eigenen "Trusted Open Source License" und Suns "Common Development and Distribution License" gebe.

Insider spekulieren derweil über die Hintergründe von Suns überraschenden Datenbankambitionen. Obwohl Loiacono beteuert, nicht gegen Oracle antreten zu wollen, sehen viele Branchenbeobachter das sich abkühlende Verhältnis zwischen den beiden IT-Größen als möglichen Grund. Oracle hatte zuletzt seine Strategie enger an Linux angelehnt und enge Beziehungen zu Dell angekündigt. Außerdem dürfte der Friedensschluss zwischen Sun und Microsoft vom April 2004 Oracle-Chef Lawrence Ellison als erklärtem Erzfeind Microsofts sauer aufgestoßen sein. (ba)