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Sun läutet die neunte Solaris-Runde ein

22.05.2002
Sun stellt heute das neueste Solaris-Release 9 vor. Insider wollen erfahren haben, dass das Unix-Derivat mit dem hauseigenen J2EE-Appserver (vormals iPlanet) geliefert wird.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems stellt heute Abend um 18 Uhr MESZ die neue Version 9 seines Unix-Derivats Solaris vor. Diese bietet gegenüber dem aktuellen Release rund 300 Verbesserungen, darunter neue Sicherheits-Tools, zusätzlich integrierte Anwendungen und weitere Konfigurations-Werkzeuge. Zu den Highlights dürften neben einer neuen 64-bittigen Java Virtual Machine (JVM) und die Integration des Sun ONE Directory Server, Solaris 9 Resource Manager und Solaris Volume Manager in den Betriebssystemkern gehören. Mithilfe dieses Trios können Systemverwalter die Leistung von Anwendungen und Hardware besser konfigurieren und optimieren.

Der Directory Server stellt Name Services bereit und skaliert laut Hersteller sogar bis zu Millionen von Nutzern. Der Resource Manager vermag unter anderem zu verhindern, dass eine Anwendung auf Kosten der übrigen zu viele Systemressourcen belegt. Dabei lässt sich die Lastverteilung dezidiert festlegen und folgt nicht allein den Anforderungen der Applikationen. Der Volume Manager kann eine Platte in bis zu 8000 Partitionen teilen, aber auch anders herum eine Vielzahl von Disks zu eine virtuellen Volume mit bis zu 1 Terabyte Kapazität kombinieren. Er gestattet ferner Plattenspiegelung und RAID-Steuerung.

Nicht mehr in das erste Release von Solaris 9 geschafft hat es ein neues Tool zur Fehlerisolierung, das verhindern soll, dass eine abgestürzte Applikation andere Anwendungen oder das gesamte Betriebssystem mit sich reißt. Dieses soll in einem späteren Update nachgereicht werden, vermutlich gegen Ende des Jahres.

Bundle mit dem ONE Application Server?

Insider wollen zudem bereits erfahren haben, dass Sun den hauseigenen ONE Application Server mit dem neuen Betriebssystem bundeln und somit quasi verschenken will. Offiziell hat Sun dies bislang noch nicht bestätigt. Solaris General Manager Anil Gadre machte aber zumindest schon entsprechende Andeutungen. "Die Kunden sagen uns: Ihr müsst einen Teil der Integrationsarbeit übernehmen, die heute wir machen", erklärte der Betriebssystem-Verantwortliche.

Der Markt für Application Server ist nach Einschätzung führender Marktforscher gegenwärtig fest in der Hand von zwei Anbietern - Bea Systems ("Weblogic") und IBM ("Websphere"), die zusammen mehr als zwei Drittel Marktanteil für sich beanspruchen. Sun respektive iPlanet kam im vergangenen Jahr nach Zahlen der Giga Information Group mit sieben Prozent Marktanteil auf Platz drei; dicht gefolgt von Oracle mit sechs Prozent Market Share.

Ein Verteilen des hauseigenen J2EE-Servers mit dem Solaris-Betriebssystem könnte die Verbreitung des Appservers zweifellos fördern. Bea gibt sich angesichts der potenziellen Bedrohung aber betont lässig. "Weblogic ist erwiesenermaßen ein entscheidender Faktor beim Erfolg von Projekten", eigenlobt beispielsweise Product Marketing Manager Eric Stahl. "Wenn unsere Kunden erfolgreich sein wollen, dann treffen sie ihre Entscheidung nicht aufgrund kostenlosen Zugangs zu einer Software." IBM, das anders als Bea eigene Hardware anbietet und Abschlüsse typischerweise mit Beratungs- und Projektverträgen koppelt, braucht sich um seine Infrastruktursoftware ohnehin weniger zu sorgen als Bea, das sich ausschließlich im Softwaregeschäft betätigt. (tc)