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Sun ist der mysteriöse zweite SCO-Lizenznehmer

11.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Endlich haben Sun Microsystems und Microsoft etwas gemeinsam: Beide Firmen haben in diesem Jahr Unix-Lizenzverträge mit der SCO Group geschlossen. Dies geht aus einer Pflichtveröffentlichung von SCO bei der US-Börsenaufsicht hervor. Die kalifornische Firma, die sich im Besitz des Copyrights an Unix glaubt und dies derzeit massiv einklagt, verdient demnach 2003 insgesamt 13,25 Millionen Dollar mit den beiden Verträgen, von denen bis dato nur der mit Microsoft öffentlich geworden war.

Suns Lizenz ist nach Angaben von John Loiacono, Vice President der Operating Platforms Group, einer von mehreren, die die McNealy-Firma mit verschiedenen Eigentümern des System-V-Sourcecode geschlossen hat, zuletzt seit 1994 SCO. Die letzte Lizenz sei im Februar dieses Jahres erworben worden und umfasse "mehrere Hundert Treiber, die im Wesentlichen der Anbindung von Peripherie an das Betriebssystem diesen".

Interessanterweise räumt SCO Sun im Rahmen der Übereinkunft auch noch die Option ein, bis zu 210.000 SCO-Aktien für 1,83 Dollar pro Stück zu kaufen (aktuell notiert das Papier bei 11,16 Dollar). Sun wollte die Möglichkeit einer solchen Beteiligung nicht kommentieren.

Microsofts Lizenzabkommen war im Mai publik geworden (Computerwoche online berichtete) und vielfach als Argument für SCO in seinem anhängigen Rechtsstreit mit IBM (Computerwoche online berichtete) bewertet worden. Loiacono sieht allerdings im Fall Sun wichtige Unterschiede: "Unsere Motivation unterscheidet sich stark von deren. Ich möchte mit Microsoft in keiner Kategorie außer Profitabilität in einen Topf geworfen werden."

Harry Fenik von der Sageza Group hält den Deal mit Sun für SCO für allem deswegen für bedeutsam, weil er die Mittel zur Verfügung stelle, den Prozess gegen IBM weiterzuführen, und nicht weil er ein Hinweis auf eine Anerkennung von SCOs Forderungen sei. "Das ist bedeutungslos," meint der Analyst. "Sun hat sich für buy versus build entschieden, um für Solaris x86 eine Ladung Treiber für aktuelle Intel-Hardware zu bekommen." (tc)