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Sun holt zum Rundumschlag aus

16.09.2003
Sun stellt heute fünf "Java Systems" (darunter Orion und Mad Hatter), Staroffice 7 und weitere neue Hard- und Software vor. Anwendern verspricht der Hersteller geringere Kosten und Komplexität.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Jede Menge Ankündigungen gibt es heute von Sun Microsystems, das auf der Konferenz SunNetwork in San Francisco unter anderem die endgültigen Preise für seine neuen Server- und Desktop-Software-Stacks "Project Orion" und "Mad Hatter" sowie die neue Version 7 von "Staroffice" vorstellt.

Fünf neue Java Systems plus N1

Orion und Mad Hatter erhalten heute auch ihre offiziellen Namen - "Java Enterprise System" und "Java Desktop System" nämlich. Für das Backend zahlen Unternehmen 100 Dollar per annum pro Mitarbeiter (! nicht pro Nutzer), die Frontend-Lösung schlägt mit 100 Dollar zu Buche - diesmal jedoch explizit pro Desktop. In Kombination mit dem Enterprise System beträgt der Desktop-Preis 50 Dollar pro Mitarbeiter (die Euro-Preise sind noch nicht bekannt, dürften aber ähnlich gelagert sein). Die Kosten verstehen sich jeweils inklusive Service, Support und Training.

Update: Der deutsche Marketing-Chef Martin Häring erklärte auf einer Presseveranstaltung heute Abend in Heimstetten, natürlich wisse auch Sun, dass es große Unternehmen wie DaimlerChrysler gebe, in denen nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter an einem Desktop-Rechner arbeitet. Auch für solche sei das Lizenzmodell für das Java Enterprise System interessant, denn sie könnten rechtlich unabhängige Unternehmensbereiche ("Legal Entities") einzeln betrachten und lizenzieren.

Dazu gesellen sich noch drei weitere "Java-Systeme": Das "Sun Java Studio" adressiert Entwickler für das Enterprise System und beinhaltet IDE (Integrated Development Environment), Konnektoren, Plug-ins sowie die nötige Laufzeitumgebung. Werkzeuge, Code, Dienste und Support inklusive Einsatzplattform kosten 1895 Dollar pro Entwickler oder fünf Dollar pro Nutzer als Zusatzoption für Kunden des Java Enterprise System.

In Planung sind darüber hinaus das "Sun Java Mobility System", eine integrierte Plattform für die Bereitstellung von Services auf Java-fähigen mobilen Endgeräten wie Handys und PDAs, sowie das "Sun Java Card System", das Authentifizierungsdienste auf Java-Smartcards für unter anderem sicheren E-Commerce ermöglichen soll. Dazu kommt noch "N1" als "Operator-Plattform". Diese stellt laut Anbieter Virtualisierungs- und Versorgungsdienste für Speicher, Server, Bladeserver und neu auch für Anwendungen zur Verfügung (über "N1 CenterRun 4.0").

Neues Early-Access-Programm

Orion soll, wie bereits seit längerem bekannt, quartalsweise auf den neuesten Stand gebracht werden, um den Administrationsaufwand möglichst gering zu halten. Wer immer auf die allerneuesten Versionen nutzen möchte, kann außerdem das Early-Access-Programm "Sun Software Express" nutzen, über das der Hersteller in monatlichen Abständen "hochqualitative Momentaufnahmen" aktuellster Releases bereitstellen will. Den Anfang macht bereits in diesem Monat "Solaris Express", das aktuelle Entwicklungs-Codes des hauseigenen Unix-Derivats enthält.

EDS ist Migrationspartner für Mad Hatter

Das Enterprise System stellt laut Sun eine komplette Infrastruktur bereit, es bietet Network Identity Services, Kommunikations- und Collaboration Services, Portal-Services, Hochverfügbarkeit ("Sun Cluster"), Web- und Application-Services sowie flankierende Dienstleistungen. Das Ganze "integriert, aber integrierbar" - wer bereits einzelne Komponenten von anderen Anbietern einsetzt, kann dies selbstverständlich auch weiterhin tun. Es soll Ende 2003 über Sun und Partner verfügbar sein. Eine 90-Tage-Testversion des kompletten Systems sowie einzelner Komponenten gibt es kostenlos. Lizenzverträge verlängert Sun nach eigenen Angaben auf Wunsch automatisch unter Berücksichtigung der aktuellen Mitarbeiterzahl.

Für das Java Desktop System reklamiert Sun rund 75 Prozent geringere Kosten als für ein traditionelles Windows-System. Mad Hatter enthält unter anderem ein Linux auf Basis von Suses "Enterprise"-Distribution mit GNOME-Desktop, Staroffice 7, Java, den Browser von Mozilla, den Groupware-Client "Evolution" von Ximian und den Instant Messenger "GAIN". Dazu kommen weitere Third-Party-Komponeten wie Real Player, Flash oder der Acrobat Reader. Bestehende Messaging-Plattformen sowie File- und Print-Services soll das Desktop System ebenso unterstützen wie das korrespondierende neue Enterprise System. Als Migrationspartner hat Sun den Serviceriesen Electronic Data Systems (EDS) gewonnen. Auch das Java Desktop System soll ab dem vierten Quartal zu haben sein.

Staroffice 7: Siehe Openoffice.org…

Was sich bei Staroffice getan hat, wissen Interessierte im Prinzip bereits aus der Weiterentwicklung von Openoffice.org. Gegenüber der aktuellen Version 6 bietet Staroffice 7 unter anderem optimierte Konverter für Microsoft-Dateiformate sowie direkte Unterstützung von PDF-Dokumenten, Macromedia Flash und PDA-Dateien. Darüber hinaus wurde die Benutzeroberfläche überarbeitet, die Arbeit von Adminstratoren erleichtert ein neuer "Configuration Manager" für Installationen über das Netz.

Last, but not least: Neue Hardware

Hardwareseitig unterstützt Sun sein Desktop System über das neue Workgroup-Bundle "Sun Ray Building Blocks". Dieses besteht aus 15 "Sun-Ray"-Thin-Clients sowie einem Server ("Sun Fire 210" oder "250") plus Smart-Cards. Der Sun Ray wurde hardwareseitig verbessert und bietet eine Bildschirmauflösung bis 1920 x 1200 Punkte bei 24 Bit Farbtiefe.

Angesichts der Software-Breitseite eher peripher nehmen sich noch eine Reihe flankierender Hardware-Ankündigungen aus, die gleichfalls im Rahmen des dritten Quartalslaunches Network Computing 03 erfolgen. Sun präsentiert hier unter anderem den "Sun Fire V440" (Vier-Wege-Ultrasparc-IIIi, Rackmount, Solaris, Preis ab rund 10.000 Euro), den "Sun Fire V250 Tower" (Dual-Ultrasparc-IIIi, bis 512 GB interner Plattenplatz, Sun ONE Software, optional x86-Coprozessorkarte oder "PC-Netlink"-Software für NT-Datei- und Druckdienste aus Solaris heraus, Einstiegspreis 3000 Euro) und die Workstation "Sun Blade 1500" (Ultrasparc IIIi, ab 3000 Euro) an. Der "Sun Fire 880" wird ab sofort mit 1,2 Gigahertz schnellen Prozessoren, mehr interner Plattenkapazität und Solaris 9 ausgeliefert. Mit zwei CPUs und 4 GB Hauptspeicher kostet er 36.300 Euro. Ebenfalls neu sind die Systems-Management-Software "Sun Control Station 2.0 Lifecycle Management" sowie das darauf basierende "Sun Fire V60x Compute Grid", ein

Hard- und Software-Bundle für die vertikalen Märkte Electronic Design Automation (EDA), Maschinenbau (MCAE), Energie und Life Sciences. (tc)