Mitgründer von Bechtolsheim kehrt zurück

Sun hofft auf Mieteinnahmen

20.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems möchte seine Hard- und Softwareprodukte verstärkt über Mietmodelle anbieten, die dem Hersteller einen steten Umsatzstrom bescheren sollen. Außerdem fand einer der Gründer des Unternehmens, der Deutsche Andreas von Bechtolsheim, wieder zu Sun zurück.

Von den vergangenen fünf Quartalen hat Sun vier mit teils tiefroten Zahlen abgeschlossen. Deshalb erhofft sich Firmenchef Scott McNealy von dem jetzt vorgestellten Mietmodell kontinuierliche Einnahmen, die zwei Drittel des Umsatzes sicherstellen sollen.

Wiederkehrende Geldflüsse lassen sich laut Sun nicht nur mit Servern, Massenspeichersystemen und Software erzielen, sondern auch mit Wartung, Managed Services und Leasingangeboten. Softwarekonkurrenten wie Computer Associates und Microsoft haben bereits Subskriptionsmodelle aufgelegt. Allerdings sind diese in Anwenderkreisen umstritten.

Einen Teil seiner Produkte bietet Sun bereits zur Miete an: So zahlen Kunden 100 Dollar pro Nutzer und Jahr für das Verwenden des "Java Enterprise System". Demnächst soll die Software "N1 Grid Containers" folgen. Mit ihr können Firmen Solaris-Server je nach Rechenleistungsbedarf skalieren.

Experten sehen in dem Ansatz der Mietlösungen Vor- und Nachteile für den kalifornischen IT-Konzern. "Einerseits kann Sun so mehr Umsatz erzielen, andererseits aber auch Einnahmen verlieren, da den Kunden die Produkte nicht mehr einzeln verkauft werden", sagt Stephen O''Grady, Senior Analyst beim Marktforschungsunternehmen Red Monk in Bath, Massachusetts.

Sun plant zudem weitere Produkt-Bundles aus Servern und Software oder zusätzlicher Hardware ohne Mehrkosten. So sollen registrierte Sun-Entwickler einen auf AMDs "Opteron"-CPU basierenden Rechner mitsamt einem dreijährigen Mietvertrag für die Java-Werkzeuge zu einem Preis von 1499 Dollar pro Jahr erhalten. Die Offerte gibt es bis dato aber nur in den USA.

Kostenpflichtiger Download

Darüber hinaus kündigte Sun an, den Download des an die Intel-Architektur angepassten Betriebssystems Solaris kostenpflichtig zu machen. Sun hat zudem die Startup-Firma Kealia aus Palo Alto, Kalifornien, übernommen. Kealia arbeitet an Spezial-Servern für das Hosting von Streaming-Inhalten, unter anderem Filmen. Die Maschinen basieren, wie von Bechtolsheim sagte, auf den "Opteron"-Prozessoren von AMD.

Der jetzt wieder zu Sun zurückgekehrte von Bechtolsheim war lange treibende Kraft hinter Suns Hardwaredesigns. Er entwarf 1982 die erste Workstation des Unternehmens. Vor neun Jahren verließ er das Unternehmen und gründete den Netzausrüster Granite Systems. Dieser wurde im Jahr darauf für 220 Millionen Dollar von Cisco gekauft. Bei dem führenden Netzproduktehersteller kümmerte sich von Bechtolsheim als Vice President um den Bereich Gigabit Switching. Im Dezember 2003 gab der Deutsche seinen Management-Posten bei Cisco Systems auf.

Auch Kealia wurde von Andreas von Bechtolsheim gegründet. Bei Sun soll er nun Chief Architect der Volume Systems Product Group werden. (jm)