Sun arbeitet an Niagara- und Rock-Nachfolgern

18.04.2006
Sun Microsystems hat mit der Entwicklung von Nachfolgern seiner Multicore-Prozessoren Ultrasparc T1 ("Niagara") und "Rock" begonnen.

Dabei ist Rock - ein Mehrkern-Chip für aufwändigere Rechenaufgaben als der für "simplere" Infrastruktur-Workloads konzipierte Niagara - selbst noch gar nicht als Produkt zu haben. Derzeit werden Suns Sparc-Prozessoren von Texas Instruments (TI) in einem 90-Nanometer-Prozess produziert. Sowohl der für kommendes Jahr geplante "Niagara II" als auch der Rock (avisiert für 2008) sollen mit Strukturbreiten von 65 Nanometer produziert werden.

Nach Angaben von David Yen, Chef der Scalable Systems Group von Sun, arbeiten die Ingenieure des Herstellers aber bereits an folgenden Chipgenerationen in 45-Nanometer-Technik. Die Verkleinerung der Elemente auf dem Chip bietet den Entwicklern mehr Möglichkeiten für neue Features.

Der seit Dezember ausgelieferte Niagara hat acht Kerne, von denen wiederum jeder vier Threads parallel abarbeiten kann, macht zusammen 32 "Cool Threads". Beim Niagara II soll diese Zahl auf 64 verdoppelt werden - laut Nathan Brookwood von Insight64 durch Verdoppelung der Thread-Zahl pro Core.

Yen zufolge wird der Niagara II auch mehr Rechenleistung bekommen, indem er mehr als die eine beim aktuellen Chip von allen acht Kernen gemeinsam genutzte Fließkommaeinheit erhält. Außerdem soll die Netzanbindung durch integriertes 10-Gigabit-Ethernet verbessert werden; in Sachen Verschlüsselung werde der Niagara II außerdem nicht mehr nur RSA, sondern mehr als fünf Algorithmen beherrschen.

Der Niagara II wird laut Yen außerdem in Multiprozessor-Konfigurationen zu haben sein. Im Februar hatte das Branchenblatt "Microprocessor Report" bereits nach einem Interview mit Suns Chipdesigner Marc Tremblay geschrieben, der Chip werde in Dual-Prozessor-Konfigurationen kommen. Damit würde bereits ein einziger Lowend-Server 128 Threads erreichen - das wären mehr als beim einstigen Top-Modell "Sun Fire 15000" (Ultrasparc III, 106 Threads).

Später wird dann die von Yen schon einmal als "Niagara III" bezeichnete CPU in 45-nm-Bauweise folgen. Für Software ist es nicht eben einfach, derart viele Threads zu verwalten (obwohl Solaris den 15K bedienen konnte). Sun plant - auch deswegen - Software für "logische Domains". Diese Virtualisierungsschicht, die vermutlich im vierten Quartal 2006 erscheint, wird den Betrieb mehrerer Solaris-Instanzen auf einem Server gestatten, so Yen gegenüber dem Branchendienst "Cnet".

Suns wichtigste Wettbewerber Intel und IBM argumentieren beide, der Niagara sei ein Nischenprodukt. Kunden bevorzugten Prozessoren, die weniger Threads schneller abarbeiteten.

Rock: Hierarchische Kern-Anordnung?

Zum Rock gab sich Yen schweigsamer. Sun werde zu diesem Chip und dem flankierenden "Supernova"-Serverdesign im zweiten Halbjahr weitere Details kundtun. Eines zumindest bestätigte der Server-Chef bereits: Beim Konzept von Rock geht es um mehr als nur Multicore. Einige der Kerne könnten bestimmte Strukturen für sich allein haben, andere Strukturen wiederum von mehreren Cores gemeinsam verwendet werden, deutete er an.

Die Anordnung der Rechenelemente auf dem Rock "muss nicht notwendigerweise eindimensional sein. Man könnte sie in einer Art Hierarchie gruppiere. Das ist eine Möglichkeit." Spezifische Strukturen nannte er dabei nicht. Der aktuelle Niagara jedenfalls hat acht Kerne, die sich einen Cache, vier Memory-Controller und eine Floating-Point-Unit teilen.

Beim Rock dürfte es ein Midlife-Update mit schnelleren 65-Nanometer-Chips geben, gefolgt von einer dritten Generation mit 45 Nanometer Strukturbreite. "Sie können sich vorstellen, dass wir damit bereits begonnen haben, genauso wie mit dem Niagara III", sagte Yen.

Was Suns konventionellere Prozessoren angeht, wird es einen "Ultrasparc IV+" geben, der höher taktet als die aktuelle Version mit 1,5 Gigahertz. Wahrscheinlich wären 1,8 Gigahertz, die Taktrate wollte Yen allerdings nicht bestätigen. Ein weiterer Speedbump danach sei ebenfalls denkbar.

Natürlich arbeitet Sun auch weiterhin an der "APL"-Sparc-Entwicklung mit dem japanischen Partner Fujitsu. Ende des Jahres sollen erste Midrange-Server mit vier oder acht CPUs auf Basis dieser Designs herauskommen, 2007 dann gefolgt von größeren Maschinen. Danach wird sich Sun laut Yen auf seine aggressiven Multicore-Modelle konzentrieren. "Nach APL glauben wir, dass es an der Zeit ist, dass diese neuen Züchtungen das Ruder übernehmen", erklärte Yen. (tc)