Web

Suff, Taucher und Surround Sound

22.03.2004

Multimedia ist nicht nur auf der diesjährigen CeBIT in aller Munde. Unter allen Formaten, die sich dazu eignen, Musik online und auf mobilen Geräten zu konsumieren, dürfte MP3 das bekannteste sein. Es komprimiert das auf Audio-CDs genutzte WAV-Format auf rund zehn Prozent der Ursprungsgröße ohne dabei allzu viel an Qualität einzubüßen.

Doch obwohl mobile Player zurzeit hauptsächlich MP3, wenige auch das Microsoft-Format WMA oder das quelloffene Komprimierungsverfahren Ogg Vorbis unterstützen, ist das Ende der Kompressionsfähigkeit von Musik- und Sprachdaten noch längst nicht erreicht. Das zeigt zum Beispiel der bereits vor über zwei Jahren entwickelte MP3-Nachfolgestandard "MP3Pro", der mit rund der halben Bitrate - und damit Dateigröße -auskommt wie MP3.

MP3 setzt darauf, möglichst viele Frequenzen zu löschen, die das menschliche Ohr so gut wie nicht wahrnehmen kann. Da Musik aber meistens wesentlich mehr tiefe als hohe Frequenzen enthält, klingen die MP3-Songs etwas dünner als WAV-Files oder gar analog abgespielte Musik. Sauer aufgestoßen ist das dem schwedischen Erfinder und Schlagzeuger Lars Liljeryd, dem 1996 die Idee zu einem modifizierten Kompressionsverfahren kam, als er nach einer durchzechten Nacht seinen Kater kurierte.

MP3Pro schneidet die hohen Frequenzen ganz weg und hinterlegt in der Datei Informationen darüber, wie sie wieder herzustellen sind. Dazu werden die tieferen Frequenzen benötigt. Das Grundprinzip setzte der Schwede bereits früher in einem System für Tiefentaucher um, deren Stimmen sich aufgrund des eingeatmeten Heliumgemischs unnatürlich hoch anhören. Eine elektronische Modulation sorgt für eine tiefere Klangfarbe der Piepstimmen.

Nach der Gründung seines Unternehmens Coding Technologies, dem der ehemalige Leiter der MP3-Entwicklung am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen Martin Dietz als Geschäftsführer vorsteht, arbeitete Liljeryd gemeinsam mit den MP3-Erfindern des Fraunhofer Instituts an der Entwicklung von MP3Pro, das an Thomson lizenziert wurde. Des Weiteren hat das Unternehmen den Codec "AACplus" entwickelt. Er basiert auf standardisierter MPEG4-Technologie und bietet CD-Qualität bereits bei 48 Kilobit/s (MP3: 128 Kilobit/s, MP3pro und Ogg Vorbis: 64 Kilobit/s). Der Codec unterstützt Surround Sound (Version 5.1) mit 128 Kilobit/s.

AACplus wird unter anderem ab dem zweiten Quartal 2004 in die Multimedia-Lösungen Qtv and CMX von Qualcomm integriert. Qualcomm hat die Digitaltechnologie Code Division Multiple Access (CDMA) entwickelt. Außerdem basiert der "Vodafone Live! Music-Service" auf der Codec-Technologie. (lex)