Interview

"Südamerikanisches Know-how für Europa"

23.04.1999
Mit Elizabeth Dambock, der neuen Geschäftsführerin von Computer Associates Zentral- und Osteuropa, sprach CW-Redakteur Hermann Gfaller

CW: Sind Sie schon lange bei CA?

Dambock: Ich habe vor 17 Jahren als Controller in Brasilien angefangen und später geholfen, die lateinamerikanische Organisation aufzubauen. Vor drei Jahren habe ich dann die Verantwortung für unsere Aktivitäten in ganz Lateinamerika übernommen.

CW: Seit wann sind Sie CA-Chefin für Zentral- und Osteuropa?

Dambock: Offiziell seit 1. April. Tatsächlich bin ich aber erst am 14. April aus Brasilien angereist.

CW: Warum ging alles so plötzlich?

Dambock: Meine Vorgängerin Gabriele Rittinghaus hat eine neue Herausforderung in einem anderen Unternehmen gefunden, darum wurde ich von der Konzernleitung kurzfristig gefragt, ob ich die Position antreten wolle.

CW: Sie haben sofort akzeptiert?

Dambock: Ja. Schon aus privaten Gründen. Mein Mann ist Deutscher, der vor 25 Jahren für ein paar Jahre nach Brasilien kam. Seitdem war ich oft hier. Nun haben wir die Gelegenheit, hier zu leben.

Vor allem aber ist es eine berufliche Herausforderung. Es geht schließlich um eine riesige Organisation. Wir betreuen von hier aus Zentral- und Osteuropa inklusive Rußland und die Türkei.

CW: Hatten Sie schon Zeit, sich auf die hiesigen Marktverhältnisse vorzubereiten?

Dambock: Ich hatte in Südamerika viel Kontakt mit deutschen Firmen. Außerdem ist CA ein sehr international organisiertes Unternehmen, so daß man seine Kollegen weltweit kennt und gut informiert ist.

CW: Was ist hier anders als in Lateinamerika?

Dambock: Hier wird IT weit intensiver genutzt. Das heißt nicht, daß man in Südamerika kein Geschäft machen kann. Im Gegenteil. Brasilien ist weltweit der achtgrößte Absatzmarkt. Aber es ist dort immer noch viel zu tun.

CW: Ist der europäische Markt schwieriger als der südamerikanische?

Dambock: Es gibt hier weit mehr Konkurrenz. Aber dafür müssen wir bei den Kunden nicht um DV-Verständnis werben.

CW: Außer vielleicht in Osteuropa, wo der IT-Markt auch noch nicht voll entwickelt ist. Hier könnten Sie Ihre Erfahrungen aus Südamerika einbringen.

Dambock: Ja natürlich. Da läßt sich einiges übertragen. Die für diese Region zuständigen Mitarbeiter berichten direkt an mich.

CW: CA hat gerade erst den Kauf von Platinum bekanntgegeben. Braucht Ihr Unternehmen die rund 1000 Dienstleistungsmitarbeiter, oder will CA tatsächlich mit Platinum-Techniken ein Standbein im Data-Warehousing aufbauen?

Dambock: Beides, aber der Schwerpunkt liegt beim Data-Warehousing.

CW: Steigen Sie nicht etwas spät in einen besetzten Markt ein?

Dambock: Vielleicht, aber viele Data-Warehouse-Anwender sind Platinum-Kunden. Auf diese Weise sind wir sofort im Geschäft.

CW: Bislang galt CA als System-Management-Company. Stimmt das nun nicht mehr?

Dambock: Doch, Platinum hat ja auch System-Management-Produkte. Besonders interessant sind für uns die Werkzeuge für das Lifecycle-Management.

CW: Bedeutet der Platinum-Kauf eine Strategieänderung?

Dambock: Nein. Es war immer unsere Strategie, neue Techniken zu kaufen und sie mit unseren Kernkompetenzen zu verschmelzen. Wir erweitern unsere Möglichkeiten nach den Kundenbedürfnissen. Data-Warehousing ist hier kein Einzelfall. Vergangenes Jahr sind wir ins Servicegeschäft eingestiegen.

CW: Will CA die Platinum-Kunden auf "Unicenter" holen, oder werden die Management-Tools von Platinum weiter gewartet?

Dambock: Die konkrete Entscheidung ist noch nicht gefallen. Generell gilt, daß wir alle unsere Kunden unterstützen.

CW: Könnte es nicht sein, daß Sie ins Data-Warehousing eingestiegen sind, weil der Unicenter-Markt ausgereizt ist?

Dambock: Im System-Management gibt es noch viele Möglichkeiten für Unicenter. Der neugeschaffene Servicebereich ist hier ausgesprochen hilfreich.

CW: Eine andere Theorie lautet, daß CA Anwendungsbereiche für "Jasmine" sucht, weil sich die objektorientierte Datenbank als isoliertes Produkt schlecht verkauft. Deshalb habe sich Data-Warehousing angeboten.

Dambock: Es ist noch zu früh, um zu entscheiden, ob Jasmine zum Data-Warehousing paßt - auch wenn wir das hoffen. Noch ist die Übernahme nicht abgeschlossen.