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Suchanbieter profitieren von neuen US-Auflagen

16.05.2007
Unternehmen in den USA müssen verstärkt in Suchtechnik investieren. Neue Auflagen zwingen sie dazu, auch elektronische Kommunikation gegebenenfalls zeitnah als Beweismittel vor Gericht beizubringen.

Der US-amerikanische Kongress hatte im Dezember die Neufassung der Federal Rules of Civil Procedure verabschiedet. Diese verkürzen die Fristen, die Unternehmen bleiben, um elektronisch durchsuchbare Informationen als Beweismittel in Zivilklagen zu identifizieren und zu beschreiben. Für den Fall der Fälle müssen Firmen also entsprechende Pläne und Werkzeuge parat haben.

In der Folge werden die Ausgaben für so genannte Electronic-Discovery-Services, für die letztes Jahr bereits geschätzte 1,77 Milliarden Dollar investiert wurden, heuer um mehr als ein Drittel auf 2,42 Milliarden Dollar steigen. Das schätzt die Marktforschungsfirma Socha Consulting aus St. Paul, Minnesota, die dieses Marktsegment verfolgt. Das Wachstum hatte im vergangenen Jahr bereits 37 Prozent betragen. Rund 1000 Anbieter von einer Unzahl von Start-ups bis hin zu Branchenschwergewichten wie IBM oder EMC bieten in irgendeiner Form Software oder Dienstleistungen für Electronic Discovery an.

Bislang wurden elektronische Dokumente wie Papierdokumente behandelt. Firmen argumentieren allerdings teilweise vor Gericht, sie könnten elektronische Informationen nicht beibringen oder nachverfolgen. Unter der neuen Regelung wird es so etwas nicht mehr so oft geben. Bei Firmenverfahren haben die Parteien künftig 99 Tage Zeit, sich auf eine formale Prozedur zu einigen, welche Informationen geliefert, wann bereitgestellt und auf welchem Wege der jeweils anderen Seite übergeben werden. Wichtig: Diese Regeln gelten sowohl für US-amerikanische als auch für ausländische Unternehmen, die nach US-Bundesrecht verklagt werden.

"Die geänderten Bestimmungen bedeuten, dass Firmen in einem Rechtsstreit frühzeitig vorbereitet sein müssen", sagt Anwalt Ronni Solomon Abramson von der Kanzlei King & Spalding in Atlanta. Nicholas Croce von Inference Data, selbst Electronic-Discovery-Anbieter, ergänzt: "Trotz sinkender Kosten für die Speicherung von Daten hat allein das Risiko von Prozessen für Firmen eine finanzielle Rechtfertigung geschaffen, in Electronic-Discovery-Software zu investieren."

Autonomy Corporation aus Cambridge, England, hat in dieser Woche mit "Idol Echo" ein besonders ausgefuchstes Electronic-Discovery-Werkzeug vorgestellt. Nach Angaben des Herstellers, auf dessen Kundenliste auch viele Geheimdienste stehen, ist Idol Echo in der Lage, den Weg von E-Mails, Textnachrichten, Instant Messages, Dateianhängen oder Videos zu verfolgen und die Nutzung der Daten zu analysieren. "Indem wir die Daten innerhalb eines Unternehmens nachverfolgen, können wir die Entstehung von Ideen nachvollziehen", versucht Marketing-Chefin Nicole Eagan dies als rein vorteilhaft darzustellen. Datenschützer dürften da teilweise anderer Ansicht sein. (tc)