Iceberg-Auslieferung verzoegert sich weiter

Subsystemhersteller Storagetek will Amperif Corp. uebernehmen

04.06.1993

Amperif, einst Zulieferer fuer Unisys und dann selbstaendig geworden, hat sich auf die Raid-Speichertechnik spezialisiert. Die Entwickler aus Chatsworth in Kalifornien basteln an einem Raid- Speichersubsystem mit dem Codenamen "Viking" fuer Mainframes, das mit Raid Level 5 arbeiten soll. Der Vorteil von Viking ist, dass keine Datenkompression noetig ist - moeglicherweise ein Grund fuer Storageteks Uebernahmeplaene.

Iceberg wurde bereits Anfang 1992 angekuendigt

Die Louisviller sind seit geraumer Zeit mit einem vergleichbaren Produkt, dem "Iceberg" beschaeftigt, der sich immer mehr als hart zu knackende Nuss entpuppt. Bereits Anfang 1992 wurde das Produkt als technische Sensation im Speicherbereich fuer Mainframes angekuendigt. Allerdings ist das Produkt bis heute nicht erhaeltlich, neueste Aussagen zur Auslieferung fuer Betatestexemplare nennen den Herbst 1993.

Comparex-Pressesprecher Dr. Gunter Wolf sieht IBM als eigentlichen Grund fuer die Verzoegerung an. Big Blue entschied sich fuer eine Implementierung des Datenkompressionsmechanismus Host- Assisted-Compression (HAC) in dedizierte Koprozessoren seiner Rechner. Damit stehen die Louisviller Entwickler vor der Tatsache, "auf´s falsche Pferd gesetzt zu haben und sich mit den Problemen einer doppelten Datenkompression konfrontiert zu sehen". Die einst richtige Entscheidung, Datenkompression in die Steuer- und Platteneinheiten zu integrieren, erweise sich als technologische Sackgasse. Denkbar ist nun laut Wolf, dass die Amperif-Entwickler den Iceberg zum Laufen bringen sollen, der dann allerdings nicht mehr das waere, als was er einst angekuendigt wurde.

Storagetek selbst gibt als Gruende fuer die geplante Uebernahme die Erweiterung der Produktpalette an. Mit Viking haette man ab Mitte 1994 ein skalarerweiterbares Speichersystem mit Raid Level 5 fuer Mainframes. Das aus eigener Entwicklung stammende "Nordique" mit Raid 0/1/5 ist fuer den mittleren Rechnerbereich geplant und wird noch fuer dieses Jahr erwartet.

Am oberen Leistungsspektrum soll der verspaetete Iceberg mit Raid Level 6i den Markt fuer zeitkritische Anwendungen bei grossvolumigen Datenverarbeitungssystemen und Netzen abdecken.

Gerald Prokasky, Marketing-Leiter der deutschen Niederlassung von Storagetek, erklaerte, dass die Iceberg-Spezifikationen das Raid Level 6 uebertreffen, deshalb arbeite man mit der Bezeichnung "advanced". Die internen Betatests sollen noch im Juli beginnen, Storagetek-Chef Ray Poppa moechte das Produkt zum Jahresende ausliefern.

Prokasky bestreitet, dass Probleme der doppelten Datenkompression fuer die lange Verzoegerung verantwortlich waren. Vielmehr muss fuer die Raid-Speichersubsysteme ein umfangreicher Microcode geschrieben werden, "dessen Integrationstest langwieriger und schwieriger war, als wir uns das vorgestellt haben". Da das HAC- Feature nur fuer die neuen IBM-Prozessoren vorgesehen ist und auch nur sukzessive und anwendungsabhaengig eingefuehrt wird, sei das Festhalten an der Datenkompression im Iceberg richtig.