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Stunde der Wahrheit für L&H

10.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Am heutigen Montag entscheidet sich das Schicksal des unter Gläubigerschutz stehenden Sprachsoftwarespezialisten Lernout & Hauspie (L&H). Die Belgier haben heute die letzte Gelegenheit, dem zuständigen Konkursgericht in Ieper einen revidierten Restrukturierungsplan vorzulegen. Dieser setzt voraus, dass L&H einen oder mehrere Käufer für seine verschiedenen Geschäftseinheiten vorweisen kann. Sollte diese nicht der Fall sein, muss der belgische Konzern nach den Worten von L&H-Chef Philippe Bodson Konkurs anmelden.

In den vergangenen Monaten hat sich L&H darum bemüht, Käufer für seine Kernprodukte im Bereich Spracherkennung- und Sprachsynthese zu finden. Es gilt als unwahrscheinlich, dass diese Einheit, die 600 Mitarbeiter beschäftigt, als Ganzes überleben wird. Kein Kaufinteressent wäre laut Bodson bereit, die notwendigen 100 Millionen Dollar zu investieren, um die Division am Leben zu erhalten. Nach einem Bericht der belgischen Tageszeitung "De Financieel Economische Tijd" gibt es jedoch Pläne, das Kerngeschäft von L&H in abgespeckter Form fortzuführen. Diese neue Firma würde mit 350 Angestellten und 50 Millionen Dollar an den Start gehen. Das Startkapital würden eine internationale Bank und ein belgischer Geschäftsmann, die anonym bleiben wollen, vorschießen.

Ob L&H einen neuen Restrukturierungsplan einreichen wird, wollte ein Unternehmenssprecher nicht sagen. Für den heutigen Montagnachmittag hat der Spracherkennungsexperte eine Pressekonferenz anberaumt.

Anfang August hatte L&H bereits seine Übersetzungs-Einheit Mendez SA für knapp 45 Millionen Dollar an Bowne & Co. verkauft. Auch die Medical Group, hauptsächlich bestehend aus der ebenfalls im Vorjahr akquirierten Dictaphone, soll bald wieder eigenständig werden.