Studium im Schnelldurchlauf

04.09.2001
Von in Bettina

Die steile Karriere steht für BA-Absolventen nicht im Vordergrund, wie Karl Müller-Siebers, Professor an der FHDW beobachtet. In seinen Augen setzen sie ihre Fähigkeiten lieber ein, um auf einem bestimmten Fachgebiet, wie der Datenbankentwicklung, sehr gut zu sein: "Einige Studenten sagen offen, dass sie später keine Personalverantwortung übernehmen wollen."

Die große Karriere bleibt nach einer dualen Ausbildung die Ausnahme – als prominente Beispiele werden gern die Vorstandsvorsitzenden von Alcatel Deutschland, Andreas Bernhardt, und der Heidelberger Druckmaschinen AG, Bernhard Schreier, angeführt. Dennoch spricht die niedrige Zahl der Studienabbrecher für das Modell: Über 80 Prozent der Teilnehmer ziehen ihre Ausbildung bis zum Diplom durch. Nach den Vorteilen gefragt, sind sich alle Kombi-Studenten einig: Die kurze Studienzeit, die große Praxisnähe und die sofortige Verdienstmöglichkeit machen das Blitzstudium an FH und BA zur praktischen Alternative zum Hochschulstudium.

Annette Entenmann
Annette Entenmann

Die finanzielle Unabhängigkeit war auch für Annette Entenmann ein wichtiger Anreiz, als sie 1988 ihr Ingenieurstudium in technischer Informatik an der BA Stuttgart begann. Als sie die Schule beendete, studierte ihr Bruder bereits: "Zwei studierende Kinder hätten die Familie finanziell überfordert."

Entenmann blieb auch nach dem Abschluss bei ihrem Ausbilder Alcatel und hat Karriere gemacht. Seit der Ausbildung gilt die Übertragungstechnik als ihr Steckenpferd. Nach ihrem Diplom entschied sie sich zunächst für die Qualitätsabteilung. Über Umwege kehrte sie dann wieder zu ihren Wurzeln zurück: Seit Januar 1998 ist die 32-Jährige als Gruppenleiterin dafür zuständig, dass optische Übertragungssysteme in die bestehenden Netze integriert werden. Mit dieser Integration ist ein zwölfköpfiges Team in Stuttgart, Frankreich und Italien beschäftigt, dessen Arbeit Entenmann koordiniert.

Obwohl alle Unternehmen möglichst viele Absolventen einer dualen Ausbildung übernehmen wollen, sieht der Umgang mit dem qualifizierten Nachwuchs höchst unterschiedlich aus: Als Entenmann mit 22 Jahren ihr Diplom erwarb, buhlten verschiedene Abteilungen um die Mitarbeiter aus dem eigenen Stall. Bei IBM hingegen rennt niemand den BA-Absolventen die Türen ein. Daniel Dubsky, der vor einem Jahr bei IBM sein BA-Diplom zum Wirtschaftsinformatiker machte, musste feststellen, dass die BA-Absolventen bei IBM nicht bevorzugt werden. Wer sich dort nicht während der Ausbildung schon auf informellen Weg Ansprechpartner warm hält, hat auch nach dreijähriger Firmenzugehörigkeit keine bessere Ausgangsposition für eine Weiterbeschäftigung als ein externer Kandidat, bestätigt auch IBM-Ausbildungsleiter Matthias Landmesser: "Unsere BA-Absolventen müssen sich nach ihrem Abschluss auf die extern ausgeschriebenen Stellen bewerben wie jeder andere auch."