Studie: Web-2.0-Nutzer sind noch eine Minderheit

28.11.2007
Von Richard Knoll
Die Studie von TNS Infratest Media Research zeigt, dass die überwiegende Zahl der Internet-Nutzer Web-2.0-Angebote lieber passiv als aktiv nutzt. Für den Bericht wurden 1.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt.

In Deutschland verfügt im Herbst 2007 knapp die Hälfte (47 Prozent) der über 14-Jährigen (30,4 Millionen) zu Hause über einen Breitband-Zugang ins Internet. Der TNS-Infratest-Studie zufolge können von diesen rund 5,7 Millionen beziehungsweise neun Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland als "Prosumenten" klassifiziert werden - also als Nutzer, die Inhalte aktiv ins Internet hochladen, gestalten oder verändern.

Die anderen Breitband-Internet-Surfer nutzen die entsprechenden Online-Angebote lieber nur passiv (28 Prozent/18,1 Millionen). Zudem nehmen rund zehn Prozent der Breitband-Surfer (6,6 Millionen) das Angebot gar nicht wahr. Der verbleibende Bevölkerungsanteil hat zu Hause keinen Breitbandanschluss (15 Prozent/ 9,9 Millionen) oder auch keinen Internet-Zugang (37 Prozent/ 24,5 Millionen).

Wenig überraschend ist dabei, dass der Anteil der Prosumenten am stärksten mit dem Alter zusammenhängt: Je jünger, desto aktiver gehen die Internet-Nutzer mit neuen Web-2.0-Angeboten wie Weblogs, Podcasts, digitalen Foto- oder Videoplattformen und dem Verfassen beziehungsweise Ändern so genannter Wiki-Einträge um. Bei den 14- bis 29-Jährigen hat sich bereits jeder Dritte (etwa 4,3 Millionen) aktiv an mindestens einem solchenWeb- 2.0-Angebot beteiligt. In der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sind dies gerade noch sechs Prozent (1,3 Millionen) und bei den über 50-Jährigen sinkt der Wert auf lediglich 0,4 Prozent. Zudem finden sich überdurchschnittlich häufig Menschen mit hoher formaler Bildung oder einem hohen Haushalts-Nettoeinkommen unter den "Prosumenten".

Die Marktforscher von TNS Infratest haben nicht nur die aktive, sondern auch die passive Nutzung von den Web 2.0-Inhalten erhoben. Ergebnis: Weblogs oder Blogs werden von insgesamt 14 Prozent (9,1 Millionen) aller über 14-Jährigen zumindest gelegentlich gelesen. Eigene Weblogs werden allerdings nur von zwei Prozent (1,3 Mio.) der Bevölkerung veröffentlicht.

Ähnlich viele Menschen (14 Prozent) surfen zumindest gelegentlich auf Fotosites wie flickr, snapfish oder Magix. Immerhin haben bereits sechs Prozent (4,1 Millionen) in den vergangenen zwölf Monaten selbst gemachte digitale Fotos ins Internet hochgeladen und dort öffentlich zugänglich gemacht. Ein Großteil dieser Fotos landet dabei offenbar auf selbst gestalteten eigenen Websites.

Besonders Videoportale wie YouTube, MyVideo oder Clipfish erfreuen sich der Studie zufolge großer Beliebtheit. Demnach besuchen rund 14,6 Millionen Surfer (23 Prozent) zumindest gelegentlich entsprechende Internet-Angebote. Eigene Videos beziehungsweise Fernsehclips auf solche Seiten hochgeladen haben aber nur etwa eine Million Nutzer (zwei Prozent).

In der passiven Nutzung werden Videoportale nur von Wikis wie Wikipedia Reise-Wikis oder Wikis zu Fachthemen übertroffen. Knapp 28 Prozent oder 17,8 Millionen Personen in Deutschland nutzen solche Angebote zumindest gelegentlich. Dem stehen wiederum nur knapp eine Million Nutzer (zwei Prozent) gegenüber, die Wiki-Beiträge selber verfassen, online verändern oder redigieren. Podcasts, also regelmäßig im Internet zum Download bereitgestellte hörbare Sendungen, werden immerhin von 13 Prozent der Bevölkerung oder 8,5 Millionen Personen ab 14 Jahren hin und wieder genutzt. Eigene Podcasts veröffentlichen dagegen nur 0,2 Prozent der Surfer.

Weitere Internet-Angebote, die untersucht wurden, sind Mitgliedschaften in Online-Communities wie studiVZ, XING oder Lokalisten. Nach den vorliegenden Ergebnissen sind mittlerweile bereits knapp zwölf Prozent (oder 7,5 Millionen) der über 14-Jährigen in Deutschland Mitglied in mindestens einem dieser Online-Netzwerke. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar 39 Prozent. Auch hier finden sich die bereits erwähnten starken Zusammenhänge zwischen der Mitgliedschaft in einer solchen Community und den Variablen Alter, Bildung und Haushalts-Nettoeinkommen.