Zweifel an Unabhängigkeit

Studie sieht Entwickler enttäuscht von Java

28.11.1997

Die von großen Herstellern lautstark geführten Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft im Internet bietet gerade kleineren Instituten die Chance, durch provokante Analysen und Prognosen auf sich aufmerksam zu machen. Mit einer nach Meinung von Java-Befürwortern voreingenommenen Studie erregte nun die Market Decisions Corp. Aufsehen. Dabei rennt der Marktforscher bei der Benennung von Java-Schwächen aber großteils offene Türen ein. Laut Studie forderten 67 Prozent der Befragten eine bessere Portierbarkeit von Java, die allerdings erst mit der völligen Umstellung von Appplikationen und Ablaufumgebungen auf JDK 1.1 zu erwarten ist. 56 Prozent beklagten Kompatibilitätsprobleme zwischen der aktuellen und der vorangegangenen Java-Version, 45 Prozent waren unzufrieden mit der Performance. Nur 22 Prozent äußerten sich sehr zufrieden über die Sun-Technologie. Problematisch scheint aber die Schlußfolgerung einer weitverbreiteten Unzufriedenheit mit Java, der selbstfinanzierte Studien von IDC und The Standish Group widersprechen.

Mißtrauen erregten die Untersuchungsergebnisse vor allem deshalb, weil der Marktforscher den Auftraggeber der Studie nicht nennen will. Da das in Oregon ansässige Institut erst unlängst eine Studie über die Verbreitung des "Internet Explorer" im Auftrag von Microsoft angefertigt hatte, äußerten Beobachter den Verdacht, die Gates-Company könnte auch hinter der Java-Umfrage stehen. Deren General Manager Todd Nielsen stellte aber solche Zusammenhänge bereits in Abrede.