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Studie: Online-Tauschbörsen fördern Musikverkauf

06.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Zu einem ganz anderen Ergebnis als die Musikindustrie (Computerwoche online berichtete) kommen die Marktforscher von Jupiter Research in einer aktuellen Studie, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. Demnach sind Online-Tauschbörsen für den Musikhandel nämlich eher förderlich als schädlich. Jupiter hatte im vergangenen Sommer gut 3000 Amerikaner befragt und ermittelt, dass 19 Prozent der durchschnittlichen Musikliebhaber mehr CDs kaufen, seit sie auch online nach Musik suchen. Von den Surfern, die bereits mehr als sechs Monate Erfahrung mit Tauschbörsen wie Kazaa, Morpheus oder Audiogalaxy haben, kaufen der Umfrage zufolge 34 Prozent mehr Musik als zuvor; bei den Tauschveteranen mit eigenem CD-Brenner beträgt der Anteil sogar 36 Prozent.

Bei den Onlinern, die zwar einen Breitbandzugang nutzen und einen Brenner besitzen, aber keine Musik-Tauschbörsen nutzen, hielten sich die Anteile derjenigen, die weniger und mehr für Musik ausgeben, dagegen die Waage. Jupiter schließt daraus, dass beide Techniken die Plattenverkäufe nicht nennenswert beeinflussen. "Man kann sicher sagen, dass die aktive Nutzung von Online-Musikinhalten einer der besten Indikatoren für steigende Verbraucherausgaben ist", schreibt Jupiter-Analyst Aram Sinnreich. "Musikverlag sollten ihre beschränkten Ressourcen auf Online-Marketing und -Vertrieb konzentrieren und nicht den Phantom-Schrecken des File Sharing bekämpfen, wenn sie nicht weiter ausbluten und den Markt wieder in Schwung bringen wollen."

Jupiter räumt allerdings auch ein, dass der durchschnittliche Rückgang der Musik-Ausgaben höher lag als das durchschnittlichen Ausgabenplus - dies könne eine Erklärung für den generell schrumpfenden Markt sein. Kritiker hinterfragen ohnehin die Wertigkeit derartiger Studien. Es sei keineswegs gesichert, dass die Befragten bei solch kontroversen Themen Marktforschern gegenüber die Wahrheit sagten. (tc)