Studie: Offshoring ist kein Job-Killer

08.03.2007
Wer seine Stelle behalten will, muss jedoch flexibel sein.

Zwischen 1,6 und 2,1 Millionen neue Arbeitsplätze sind in den vergangenen Jahren durch das Verlagern von IT- und Back-Office-Dienstleistungen aus den USA und Europa in Niedriglohnregionen entstanden. In diesem Jahr sollen nach Einschätzung von Deutsche Bank Research weitere 290 000 bis 390 000 Stellen hinzukommen.

Indiens Servicemarkt

Volumen

Export

IT-Outsourcing

17,5

32,2

BPO

7,2

6,3

F&E

4,8

3,9

Gesamt

29,5

23,4


Angaben in Milliarden Dollar; Quelle: Nasscom-Schätzungen Die in Indien erbrachte Services gehen zu 80 Prozent in den Export.

Trotzdem ist Offshoring jedoch kein Job-Killer, meinen die Analysten. Im Gegenteil: Durch die steigende Produktivität und zusätzliche Exporte sei in den auslagernden Ländern sogar eine höhere Nachfrage nach Arbeit zu beobachten. Hintergrund ist eine Verschiebung zugunsten der gehobenen Tätigkeiten. So wurden etwa in den USA zwischen 1999 und 2005 vor allem einfache Stellen abgebaut, während qualifizierte Jobs neu entstanden sind.

Auch dadurch, dass Unternehmen in der Regel ein Team im Offshore-Land beschäftigen, um die dortigen Aktivitäten zu steuern (Retained Organization), könne die Zahl der im Ausland eingesetzten Mitarbeiter die der in der Heimat vernichteten Jobs übersteigen. Zudem verdrängt nicht jeder Offshore-Arbeitsplatz einen inländischen Job, argumentieren die Experten. Vielmehr ermöglichten die geringeren Preise im Offshore-Land Ser¬?vices, die sich im eigenen Land nicht rechnen würden etwa einen 24-Stunden-Telefondienst.

Hochwertigere Offshore-Services

Entscheidend auf die globale Verteilung der Arbeitsplätze wird sich aber nach Ansicht der Analysten der Trend der Offshore-Anbieter zu komplexeren, anspruchsvolleren Tätigkeiten auswirken. Zwar mangelt es vielen Niedriglohnländern noch an hoch qualifizierten Fachkräften. So ist einer Studie von McKinsey zufolge nur ein Bruchteil der indischen Hochschulabsolventen für die Anstellung bei einem ¬?internationalen IT-Dienstleister hinreichend ausgebildet. In Deutschland und den USA sind es dagegen jeweils 80 Prozent. Insgesamt ist jedoch zu beobach¬?ten, dass die Offshorer mit ihren Leistungen die Wertschöpfungsleiter immer weiter nach oben klettern. Dadurch werden sie vor allem Unternehmen gefährlich, die in den Industrieländern eine breite, qualifizierte Mittelschicht beschäftigen.

Vor diesem Hintergrund sind die Anpassungslasten für die Mitarbeiter trotz der insgesamt positiven Effekte der Jobverlagerung für die Anwenderunterneh¬?men ‚Äì mehr Wohlstand durch steigende Produktivität ‚Äì nicht ‚Ä®zu unterschätzen, räumen die Deutsche-Bank-Analysten ein. Verlierer des Offshoring seien vor allem räumlich und sozial gebundene Arbeitnehmer sowie auf Nischen spezialisierte Fachkräfte und gering Qualifizierte. Um sich an die veränderten Bedingungen anpassen zu können, sei vor allem Flexibilität gefordert. So müssten Arbeitnehmer bereit und in der Lage sein, auch Jobs anzunehmen, die nicht ihren Ausbildungsberufen entspre¬?chen etwa weil ihre ursprünglichen Stellen ins Ausland verlagert werden. Allerdings werde dies durch starre Beschäftigungs¬?bestimmungen, wie sie etwa ‚Ä®in Deutschland herrschen, erschwert. (sp)