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Studie: Information Lifecycle Management fängt beim Speicher erst an

04.04.2006
Die Analysten der Experton Group haben untersucht, wie weit ILM schon Einzug in die deutschen Unternehmen gehalten hat.

Was sich viele Experten schon gedacht haben, belegt die neueste Studie "Enterprise Storage und Information Lifecycle Management (ILM) - Status und Trends in Deutschland (2006)", die die Experton Group jetzt vorgelegt hat. Die drei Kernaussagen:

1. Das Marktwachstum 2006 für Speicherlösungen und -Services in Deutschland liegt bei elf Prozent. Das Marktvolumen wird für dieses Jahr auf 5,3 Milliarden Euro geschätzt.

2. Die Storage-on-Demand-Services sind im Kommen und erleben eine Renaissance.

3. Insbesondere große Unternehmen verfügen heute schon über punktuelle ILM-Lösungen.

Experton befragte zur Jahreswende 2005/2006 IT-Leiter, CIOs und Speicherverantwortliche in 200 deutschen Anwenderunternehmen zum Thema ILM. Die große Mehrheit (47,5 Prozent) will zumindest Teilbereiche des Konzepts umsetzen. Rund ein Viertel (25,5 Prozent) hat ILM bereits punktuell umgesetzt, 3,5 Prozent verfügen über eine unternehmensweite Realisierung. Die restlichen Anwender haben in absehbarer Zeit keine Pläne für ILM oder sind sich noch nicht schlüssig.

Wichtig für die Einordnung dieser Angaben ist die Definition des Begriffs, den die Analysten der Expert Group zugrunde legen. Danach wird ILM in fünf Phasen beschrieben. Rund 50 Prozent der Unternehmen werden 2006 die Stufe eins erreichen und die Vorarbeiten und Grundlagen für ILM erledigt haben. Dazu zählen die Storage-Konsolidierung, das vernetzte Speichern, die Speichervirtualisierung sowie das Speicher-Ressourcen-Management (SRM). Weitere zehn Prozent sollen heuer Phase 2 (Standardisierung von Storage-Diensten) erreichen und beispielsweise gestaffelte Speicherhierarchien (Tiered Storage) implementieren, Daten klassifizieren und in Service-Level-Objectives (SLOs) abbilden.

Wichtig ist dabei, dass Experton unterscheidet zwischen der Klassifizierung von Daten (vereinfacht ist darunter das klassische hierarchische Speicher-Management zu verstehen) und der Klassifizierung von Informationen, bei der die Dateninhalte eingeordnet werden. Phase drei des ILM-Konzepts, das an das Modell der Storage Networking Industry Association (Snia) angelehnt ist, beschreibt das Verwalten des kompletten Informations-Lebenszyklus für eine bestimmte Applikation. Rund fünf Prozent der Anwenderunternehmen sollen in diesem Jahr diese Stufe erreichen. Frühestens ab 2007 darf mit Umsetzung von Phase 4 (automatisierte ILM-Inseln) gerechnet werden und das Enterprise ILM (Phase fünf), also die RZ-Automatisierung über einheitliche Schnittstellen in heterogenen Umgebungen bleibt bis auf weiteres Vision.

Wohlgemerkt beschäftigt sich selbst die höchste Stufe des ILM-Konzepts nicht mit der (möglichst automatisierten) Klassifizierung der Inhalte der gespeicherten Informationen. Experton verweist hier auf den "Brückenschlag" zu Enterprise-Content- und Dokumenten-Management-Systemen. Nicht umsonst erklärte Mark Lewis, Entwicklungschef beim Speicherspezialisten EMC, die Übernahme von Documentum im Herbst 2003 mit den Worten: "Wir wissen zu wenig über die Inhalte." Daran wird sich in absehbarer Zeit wenig ändern, allerdings sollten sich Unternehmen schon mit der organisatorischen Seite der ILM-Umsetzung beschäftigen, denn "Information Lifecycle Management ist ein Prozessthema" erklärte Wolfram Funk, Senior Advisor bei der Experton Group. Gerade um das Change Management sei es in den befragten Unternehmen schlecht bestellt. (kk)