Regelmäßiges Hickhack um Numerus clausus für Informatik:

Studentenzahlen zwingen zum Handeln

01.03.1985

BONN (lo) - Der Studiengang Informatik muß durch einen Numerus clausus geschätzt werden. Zum wiederholten Mal forderte jetzt in Bonn die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK) für dieses Fach eine Zulassungsbeschränkung. CDU/CSU halten dagegen: Dies wäre aus wissenschafts- und arbeitspolitischen Gründen unvertretbar.

Nicht gerade rosig für eine wirkungsvolle Lehre sehen die Studentenzahlen der Informatik-Fachbereiche im laufenden Wintersemester aus: rund 184 Prozent Auslastung meldet die Statistik. Dazu sind nahezu ein Viertel der Hochschullehrerstellen in dieser Disziplin nicht planmäßig besetzt. Nur mit Schwierigkeit seien dafür qualifizierte Bewerber zu finden.

Der Weg frisch diplomierter Informatiker führt derzeit in aller Regel in die Wirtschaft. Dort lockt neben der Aussicht auf eine Karriere vor allem der wesentlich bessere Verdienst.

Wird der Numerus clausus nicht eingeführt, droht die WRK mit rechtlichen Schritten. Ihr Präsident Theodor Berchem wies Kritiker der Studienbeschränkung zurecht. Geld allein reiche nicht aus, den Aufbau dieses besonders für die Zukunft der Gesellschaft wichtigen Faches zu sichern. Eine Pause von etwa drei Jahren hält Berchem für notwendig, um qualifizierte Lehrkräfte zu gewinnen.

Töricht ist es nach Ansicht von Klaus Daweke, dem bildungspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hier einen Riegel vorschieben zu wollen. Die Studienrichtung Informatik zähle zu den wenigen Fächern, deren Absolventen auch noch heute gute Berufsaussichten hätten. Zweifellos sei es richtig, die Situation an den Hochschulen als "aufs äußerste gespannt" zu bezeichnen. Das gelte jedoch nicht allein für das Informatikstudium, sondern auch für einige andere Disziplinen. Daher gebe es keine speziellen Gründe, konterte der Parteisprecher, "derentwegen die Hochschulen ihrer Verantwortung für die junge Generation ausweichen dürften."