Zeitlichen Abstand gewinnen
Bewährt hat es sich in solchen Situationen, mit den Mitarbeitern zu vereinbaren: "Leute, lasst uns in zwei Tagen nochmals zusammensetzen und darüber sprechen. Dann habe ich vielleicht schon etwas mehr Informationen." Warum? Zwei, drei Tage nach der Ankündigung des Personalabbaus hat sich meist der erste Sturm der Entrüstung gelegt, denn die Mitarbeiter konnten darüber schlafen und für sich analysieren: Was könnte dies für mich bedeuten? Deshalb sind nun sachlichere Gespräche über die veränderte Situation möglich.
Mit etwas zeitlichem Abstand sind die meisten Mitarbeiter auch für Argumente offen wie: "Leute, dass etwas geschehen würde, war abzusehen - bei den Zahlen, bei der Marktsituation. Da musste der Vorstand reagieren. Wenn er nicht reagiert hätte, dann hätten wir im nächsten Jahr vermutlich alle darüber geklagt: Warum hat der Vorstand nicht früher reagiert." Dies sollten Sie den Mitarbeitern auch sagen. Zugleich sollten Sie ihnen aber vermitteln, dass Sie es durchaus angemessen finden, wenn sich jeder Gedanken über seine persönliche Situation macht, und ihnen versprechen, dass Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten alles tun werden, um den Prozess des Personalabbaus möglichst fair zu gestalten.
Sobald der Personalabbau publik wird, müssen Sie sich darauf einstellen, dass die Leistung Ihrer Abteilung stark sinkt - zumindest für ein, zwei Wochen. Dann steigt sie häufig wieder leicht. Unter anderem, weil viele Mitarbeiter, wenn das Damoklesschwert Personalabbau über ihnen hängt, eine "Vogel-Strauß-Taktik" verfolgen. Das heißt, sie gehen in Deckung und versuchen zu beweisen, wie wichtig ihre Arbeitskraft ist, in der Hoffnung, dass das Schicksal "Kündigung" an ihnen vorüber geht. Diese Übergangsphase sollten Sie nutzen, um für sich Kriterien zu entwickeln, nach denen Sie entscheiden, auf wessen Mitarbeit Sie am ehesten verzichten würden und wen Sie auf alle Fälle halten möchten. Denn selbst wenn in Unternehmen die Auswahlkriterien aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Sozialauswahl weitgehend vorgegeben sind, wird es immer wieder Grenzfälle geben, in denen Sie entscheiden müssen: Mache ich mich für Herrn Müller oder für Frau Mayer stark?