Streit um Domain-Namen

15.05.1998

Weltweit sind Internet-User schon länger mit der monopolistisch geführten Domain-Vergabe unzufrieden. Sie wünschen sich mehr Wettbewerb bei der Vergabe von Domain-Namen. Außerdem erwarten sie eine weniger Starke Einflußnahme der USA auf das weltumspannende Netz.

Ferner wird der Ruf nach geeigneten Regeln laut, wie sich internationale Streitigkeiten um Domain-Namen besser beilegen lassen. Heute entscheidet die Firma Network Solutions (NSI) nach amerikanischem Recht, wer bei einem Konflikt die ersehnte Web-Adresse bekommt - und zwar nicht immer im Interesse der beteiligten Parteien. Selbst wenn ein französisches und ein deutsches Unternehmen die gleiche .com-Domain beantragen, gibt die Gesetzgebung in den USA den Ausschlag. So kann es passieren, daß ein Anwender mit einer registrierten Web-Site ein Schreiben erhält, in dem NSI mitteilt, daß der Domain-Name künftig nicht mehr gültig ist.

Einige Firmen mußten sogar feststellen, daß eine Internet-Domain mit ihrem Namenszug bereits von einem findigen Zeitgenossen reserviert worden war, der sich den Namen als Warenzeichen in den USA schützen lassen hatte. Mit dieser Methode haben einige dubiose Gestalten sogar viel Geld verdient, indem sie den betreffenden Unternehmen diese Domains verkauften.

In dem vom Core in Zusammenarbeit mit der Wipo ausgearbeiteten Konzept zur Vermeidung von Namensstreitigkeiten erhält ein Internet-Anwender zunächst einen Domain-Namen zugeteilt. Dieser wird dann 60 Tage lang im Internet "ausgehängt". Erfolgt in dieser Zeit kein Einspruch, kann diese Firma ihre Web-Adresse behalten - ein Vorgang, der an das Aufgebot vor einer Hochzeit erinnert.