Streit um des CIOs Krawatte

18.02.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Von einem "Culture Clash" zu sprechen wäre vielleicht etwas übertrieben. Doch die beiden direkt aufeinander folgenden Referenten am Vormittag des zweiten Konferenztages unterschieden sich schon in Bezug auf ihr Outfit erheblich voneinander: Wolfgang Gaertner, CIO Personal and Corporate Banking der Deutschen Bank, trug zum dezent grauen Anzug eine pastellfarbene Krawatte; sein Vorredner Kurt Pikl, Ex-CIO und Senior Consultant der mittelständisch ausgerichteten Fritz Egger GmbH & Co., hatte bewusst auf das seidene Manager-Accessoire verzichtet.

Er wolle damit sich und andere zu unkonventionellem Denken ermutigen, erläuterte der Österreicher - nicht ohne einzuräumen, dass er sich als verdienter Senior-Manager und Fast-schon-Pensionär bestimmten Zwängen einfach nicht mehr zu beugen brauche. Ganz nebenbei verteilte der selbsternannte Nonkonformist denn auch ein paar Seitenhiebe an diejenigen, die das goldene Kalb der Kosteneffizienz allzu uneingeschränkt anbeten. "IT muss man sich schon auch leisten können", schmunzelte er. Innovationen bräuchten Freiräume und eine Kultur, die Fehler zulasse, so sein Credo: "Innovationen, die sich mit einem RoI rechnen lassen, sind in der Regel die Antwort auf Versäumnisse."

Die häufig beklagte Personalnot in der IT ist aus Pikls Sicht weitestgehend hausgemacht. Wer auf Kostendruck vor allem mit Entlassungen und Abstrichen bei der Ausbildung der Mitarbeiter reagiere, brauche sich nicht zu wundern, wenn ihm später das benötigte Know-how fehle: "Ich kann ja auch nicht Blut spenden, wenn ich abnehmen will."

Deutsche-Bank-Manager Gaertner nahm den von Pikl gespielten Ball auf: Er trage zwar Krawatte, aber er wolle trotzdem einiges anders machen als andere. In Sachen "Innovationskultur" stimmte er seinem Vorredner zu: "Man kann nicht Kreativität einfordern, aber keine Fehler zulassen." Allerdings stellte er die Frage, ob diese Aufgabe mit denselben Mitarbeitern zu bewältigen sei, mit denen man vorher "den Keller aufgeräumt" habe.

Keinen Gedanken an eine Krawatte verschwendete Jennifer Allerton, CIO bei Roche Pharma: Sie trug ihr taupefarbenes Hosen-Ensemble mit der lässigen Eleganz einer Frau, die sich ihrer Ausnahmestellung in der männlich geprägten CIO-Welt durchaus bewusst war.